Infinite Scroll
Viele Social-Media-Apps machen sich das Prinzip des Infinite Scroll zu nutze. Hierbei werden immer neue Inhalte nachgeladen, sodass der Fluss von neuen Videos niemals enden zu scheint. Besonders bei Jugendlichen sind Apps, die auf dem Prinzip des Infinite Scroll basieren, sehr beliebt.
Was ist der Infinite Scroll?
Infinite Scroll kann im Deutschen mit „unendliches Scrollen“ übersetzt werden. Der Begriff wurde ursprünglich unter Webdesigner*innen genutzt, um das kontinuierliche Nachladen von Informationen beim Scrollen auf einer Website zu beschreiben. Heutzutage dürfte das Prinzip des Infinite Scroll den meisten vor allem durch Social-Media-Apps bekannt sein. Schon bei frühen Versionen von Facebook und Twitter kam der Infinite Scroll zum Einsatz. Hier wurden Beiträge von Freund*innen im Feed durch Scrollen angezeigt, ohne das eine zweite Seite nachgeladen werden musste. Dabei konnte allerdings ein Punkt erreicht werden, ab dem keine neuen Beiträge mehr zur Verfügung standen.
Eine App, die sich das Prinzip des Infinte Scroll besonders zu Nutze gemacht hat, ist die App TikTok. Im Gegensatz zu anderen Anwendungen wird hier der Punkt, an dem alle Inhalte ausgeschöpft sind, niemals erreicht. Durch ständiges Nachladen von Videos bekommen User*innen hier den Eindruck, dass unendlich viele Inhalte zur Verfügung stehen. Zudem besteht der gezeigte Content zum Großteil aus vorgeschlagenen Videos und stammen nicht Profilen, denen die Nutzenden folgen. Auch andere Plattformen haben mit der Zeit Features mit gleichem Prinzip eingeführt. So haben YouTube Shorts, Instagram Reels und Snapchat Spotlight das Prinzip des Infinte Scrolls in ähnlicher Form adaptiert.
Warum ist es so schwer aufzuhören?
Durch die Verfügbarkeit von immer neuen Inhalten fällt es besonders schwer, das Handy aus der Hand zu legen. Auch wenn ursprünglich nur ein Video angeschaut werden wollte, sorgt die niedrige Interaktionshürde dafür, immer weiter zu schauen. Der konstante Strom von Inhalten macht es für Nutzer*innen überflüssig, aktiv nach neuen Inhalten zu suchen und macht die Plattform zu einer endlosen Quelle der Unterhaltung. Dies kann vor allem bei Jugendlichen zu einer erhöhten Nutzungszeit führen. Auch psychologisch gesehen gibt es Erklärungen, warum der Infinte Scroll dazu verführt, stundelang zu Scrollen:
Wird ein unterhaltsames Video gezeigt, werden im Gehirn Belohnungsmechanismen ausgelöst. Durch die Ausschüttung von Dopamin erfahren die Nutzer*innen ein kurzes High. Das Gehirn versucht dann, dieses High immer wieder zur erreichen, indem es durch das Weiterscrollen neue Videos startet. Dabei kann das Scrollen wie eine Sucht wirken. Denn nach einer Zeit reicht dieselbe Anzahl von Videos nicht mehr aus, um solch ein High zu erzeugen wie zu Beginn der Nutzung.
Der Effekt wird durch den Algorithmus verstärkt, welcher gezielt Videos vorschlägt, die auf die Interessen und Vorlieben der Nutzer*innen zugeschnitten sind. Die Neugierde nach neuen, unvorhersehbaren Videos hält Nutzer*innen zusätzlich gefesselt.
Tipps und Hinweise
Mechanismen wie der Infinte Scroll können dazu führen, dass sich die Mediennutzungszeit von Jugendlichen erheblich erhöht. Auch Doomscrolling kann durch den Infinte Scroll begünstigt werden. Hierbei verlieren sich Nutzer*innen in einem Strom von negativen Nachrichten und können schwer aufhören, sich gewissen Nachrichten und Themen zu entziehen. Zudem können auch Schlafstörungen und Konzentrationsstörung die Folge von zu langem Scrollen sein.
Wenn Jugendliche dazu neigen, übermäßig viel Zeit beim Scrollen durch Social Media zu verbringen, sollten Erwachsene unterstützend dabei wirken, sich von den immer nachladenden Inhalten zu lösen. In den verlinkten Artikeln werden dafür analoge und digitale Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Mediennutzung reduziert werden kann. Auch kann es helfen, die Mechanismen des Infinte Scrolls zu verstehen. Erwachsene können deshalb mit Jugendlichen darüber sprechen, warum der Infinite Scroll dazu einlädt, so lange dran zu bleiben.
Dadurch, dass es sich bei den im Infinite Scroll angezeigten Videos größtenteils um Videovorschläge handelt, kann es vorkommen, dass Jugendliche unvermittelt auf nicht altersgerechte oder problematische Inhalte stoßen. In diesem Fall sollten Eltern und Fachkräfte ein offenes Ohr haben und gemeinsam über gesehenes sprechen. Die App TikTok bietet zudem Jugendschutzeinstellungen wie den „Begleiteten Modus“ bei dem Inhalte des Feeds gefiltert werden können.