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Streaming-Inhalte erfreuen sich besonders bei Jugendlichen großer Beliebtheit. Auf Online-Plattformen wie Twitch werden Inhalte live übertragen und dabei oft direkt von den Streamer*innen kommentiert. Besonders populär sind Let’s-Plays. Das sind Streams, in denen Zuschauende den Streamer*innen beim Spielen zusehen und ihr Gameplay in Echtzeit miterleben. Hierzu wird der gesamte Bildschirm des*der Streamer*in übertragen, sodass die Zuschauenden jede Handlung mitverfolgen können. 

Mittlerweile lassen sich im Streamingbereich aber auch zahlreiche andere Inhalte verordnen, bei denen man Streamer*innen im Alltag, auf Reisen oder sogar beim Schlafen beobachten kann. Diese Vielfalt macht Streaming zu einem faszinierenden Format, das für viele Jugendliche zu einem festen Bestandteil ihrer Mediennutzung geworden ist. 

Durch ihre große Beliebtheit bei Jugendlichen nehmen Streamer*innen ähnlich wie Influencer*innen eine wichtige Rolle im Leben ihrer Zuschauer*innen ein. Für viele sind sie ein Vorbild, allerdings sind mit Streamer*innen auch einige Herausforderungen verbunden. 

Beliebte Streamer*innen 

Die Streamer*innen-Szene in Deutschland ist groß. Viele der Streamer*innen können von den Streams bzw. dadurch generierte Werbeeinnahmen und Kooperationen leben. Ein Streamer, der schon seit einigen Jahren zu den beliebtesten Streamer*innen in Deutschland zählt, ist MontanaBlack. Auch Trymacs, Papaplatte oder Knossi haben sich in der deutschen Streaming-Szene einen Namen gemacht.  

Unter den beliebtesten Streamer*innen sind fast ausschließlich Männer vertreten. Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Gaming-Szene generell noch immer stark männlich geprägt ist und auch die Nutzer*innenschaft auf Twitch überwiegend aus Männern besteht. Dennoch gibt es auch erfolgreiche weibliche Streamerinnen. So stehen hinter den Kanälen HoneyPuu, quiteLola, Mahluna und XFibii weibliche Creatorinnen, die sich in der Szene etabliert haben. 

Streamer*innen als Vorbilder? 

Streamer*innen wirken durch ihre Live-Interaktionen nahbarer als Prominente aus z.B. Film und Fernsehen. Das liegt vor allem daran, dass die Zuschauer*innen die Streamer*innen in ihrem Alltag sehen können. Dass in Live-Streams Inhalte in Echtzeit und ungefiltert gesendet werden, kann bei Zuschauenden ein Gefühl von echter Nähe hervorrufen. Ein zentrales Merkmal des Streamings ist die direkte Interaktion mit den Zuschauenden. Streamer*innen reagieren oft live auf Kommentare ihrer Fangemeinde oder bieten spezielle Formate an, in denen sie ausschließlich Fragen der Zuschauenden beanworten. In den Augen der Jugendlichen wirken die Streamer*innen dadurch möglicherweise besonders authentisch.  Enge Commmunities rund um Streamer*innen können darüber hinaus bei vielen Jugendlichen ein Gemeinschaftsgefühl hervorrufen. Besonders die Erfolgsgeschichten einzelner Streamer*innen dürften bei einigen der Jugendlichen für Faszination sorgen: Viele der Streamer*innen haben aus ihrem einstigen Hobby ein ganzes Business aufgebaut. Streamer*innen können daher in Jugendlichen den Wunsch erwecken, selbst von Gaming leben zu können.  

Positive Einflüsse von Streamer*innen  

Jugendliche können durch Streamer*innen dazu inspiriert werden, neuen Hobbys und Interessen nachzugehen. Neben Gaming präsentieren viele Streamer*innen auch Inhalte zu Kreativität, Technik oder Sport. So gibt es Streamer*innen, die live zeichnen, programmieren oder Musik machen. Dies kann Jugendliche beispielsweise motivieren, neue Aktivitäten auszuprobieren. 

Zudem setzen sich einige Streamer*innen aktiv für soziale Themen wie mentale Gesundheit, Diversität oder Bildung ein. Hierzu nutzen sie ihre Reichweite, um über psychische Gesundheit aufzuklären, gesellschaftliche Debatten anzustoßen oder gemeinnützige Projekte zu unterstützen, beispielsweise durch sogenannte Charity-Streams, in denen sie Spenden für wohltätige Zwecke sammeln. Dadurch können sie nicht nur Bewusstsein für wichtige Themen schaffen, sondern auch als positive Vorbilder für ihr Publikum agieren. 

Kritische Aspekte & Herausforderungen 

Viele Streamer*innen geraten immer wieder durch problematische Aussagen in die Kritik. In einigen Streams kommt es zu emotionalen Ausbrüchen, einige Streamer*innen fallen durch sexistische, rassistische oder anderweitig diskriminierende Äußerungen auf. Besonders für Jugendliche, die in Streamer*innen Vorbilder sehen, besteht die Gefahr, unreflektiert bestimmte Positionen oder Narrative der Streamer*innen zu übernehmen. Zudem setzen einige der beliebtesten Streamer*innen auf grenzüberschreitenden Humor oder machen sich gezielt über bestimmte Personen oder Personengruppen lustig. Oft werden dabei Stereotype reproduziert, insbesondere in Bezug auf Geschlechterrollen. Dies kann vor allem junge Männer unter Druck setzen, einem bestimmten Bild von Männlichkeit entsprechen zu müssen.

Darüber hinaus enthalten einige Streams Inhalte, die für junge Zuschauer*innen ungeeignet sind, da sie sexuelle oder gewalttätige Szenen zeigen. Ohne Altersbeschränkungen oder klare Hinweise besteht das Risiko, dass Jugendliche mit problematischen Inhalten konfrontiert werden. 

Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Kommerzialisierung vieler Streams. Da viele Streamer*innen ihren Lebensunterhalt durch das Streaming finanzieren, spielen kommerzielle Inhalte in ihren Streams eine zentrale Rolle. Einnahmen werden oft durch Spenden, kostenpflichtige Abonnements oder Produktplatzierung generiert, wobei nicht immer klar erkennbar ist, wann es sich um bezahlte Werbung handelt. Dadurch könnten junge Zuschauer*innen unbewusst beeinflusst werden. 

Tipps und Hinweise

Streamer*innen können für Jugendliche eine Vorbildfunktion einnehmen, was je nach Inhalten der Streamer*in zu Herausforderungen führen kann. Viele der Streamer*innen dürften sich ihrer Vorbildfunktion für junge Zuschauende nicht bewusst sein.

Für Jugendliche ist es deshalb wichtig, sich kritisch mit den Meinungen von Streamer*innen auseinanderzusetzen. Eltern sollten Interesse am Thema Streaming zeigen und sich von ihren Kindern deren Lieblings-Streamer*innen zeigen lassen. Ein offenes Gespräch über die Inhalte kann helfen, problematische Aussagen oder Stereotype gemeinsam zu reflektieren. Gerade in Streams, in denen grenzüberschreitender Humor oder diskriminierende Äußerungen vorkommen, ist es wichtig, mit Jugendlichen über mögliche Auswirkungen zu sprechen. Auch die monetären Interessen von Streamer*innen sollten mit Jugendlichen besprochen werden, sodass sie werbliche Inhalte besser als diese einschätzen können. Es gilt jedoch, die Streamer*innen nicht per se zu verteufeln, da diese für die Jugendlichen wichtige und inspirierende Personen sein können.