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Ob TikTok-Videos, Reddit-Foren oder Instagram-Posts – in Social-Media-Angeboten können Jugendliche auf zahlreiche Inhalte stoßen, die ganz bestimmte Vorstellungen vermitteln, wie Männer oder Frauen zu sein haben. Insbesondere Jungen und junge Männer können auf Inhalte stoßen, in denen toxische Männlichkeit verbreitet wird.

Was ist toxische Männlichkeit?

Als toxische Männlichkeit kann ein destruktives Verhalten von Männern bezeichnet werden, dass schädlich für sich selbst und andere ist. Meist sind damit aggressive, gewalttätige, sexistische oder homophobe Verhaltensweisen verbunden. Für viele Männer bedeutet das, nach außen hin keine Gefühle außer Wut zeigen zu dürfen, hart und aggressiv zu sein und stets im Wettbewerb mit anderen zu stehen. Eine Reportage, die sich mit toxischer Männlichkeit befasst, ist hier zu finden.

Zweifelhafte Orientierung in Social-Media-Angeboten

Vor allem auf TikTok und Instagram sind mehrere Accounts aktiv, in denen Männer anderen Männern Ratschläge und Verhaltenstipps erteilen. Zudem erhalten Männer vermeintliche Ratschläge, wie sie sich in (heterosexuellen) Beziehungen verhalten sollten, um ihre Partnerin am besten zu kontrollieren. Sexuelle, körperliche und emotionale Gewalt wird in derartigen Postings häufig verharmlost. Ebenso wird das Narrativ verbreitet, Frauen seien an sexuellen Übergriffen selbst schuld, da sie durch Kleidung oder Verhalten provokativ agieren und die Männer so herausfordern würden.

Andrew Tate als bekanntestes Beispiel

Ein bekanntes Beispiel für die Verbreitung toxischer Männlichkeit ist der Kickboxer Andrew Tate, der vor allem im August 2022 für Schlagzeilen sorgte. Videos, in denen er zu Gewalt gegen Frauen aufrief und diese als das Eigentum von Männern bezeichnete, verbreiteten sich in Social-Media-Angeboten rasant und wurden vor allem von jungen Männern vielfach geteilt. Mittlerweile wurde Tate zwar von Meta – dementsprechend von den Plattformen Instagram und Facebook – sowie Twitter gelöscht, seine Inhalte sind jedoch nach wie vor im Netz zu finden.

Incel-Foren

Ein weiteres Beispiel für die Verbreitung toxischer Männlichkeitsbilder sind sogenannte Incel-Foren. Incel steht hierbei für „involuntary celibates“, also unfreiwillig im Zölibat lebende Männer. Die Foren ziehen Männer an, die die Meinung vertreten, sie hätten ein Recht auf Sex mit Frauen, welches ihnen aber verwehrt bleibt. In einschlägigen Foren, beispielsweise auf Reddit, werden unter anderem frauenverachtende und gewaltverherrlichende Inhalte geteilt. Eine ausführliche Recherche des NDR zu Ince-Foren ist hier zu finden.

Wie gefährlich die Incel-Szene sein kann, zeigen mehrere Attentate in den vergangenen Jahren. Immer wieder wird bekannt, dass Attentäter eine Verbindung zur Incel-Szene hatten und ihre Taten verübten, um insbesondere Frauen zu bestrafen.

Verstärkende Wirkung durch Algorithmen

Wer auf Social Media aktiv ist, muss nicht unbedingt mit destruktiven oder toxischen Inhalten in Verbindung kommen. Dennoch kann es passieren, dass vor allem Jungen und jungen Männern, – ohne explizit danach zu suchen – entsprechende Videos oder Postings ausgespielt werden. Wird ein Video mehrfach angesehen oder sogar gelikt, gespeichert oder mit anderen geteilt, so werden den Nutzenden auch zukünftig vermehrt derartige Inhalte ausgespielt werden. So kann es passieren, dass junge Nutzende in eine Filterblase geraten und die Inhalte konsumieren, ohne sie zu hinterfragen.

Tipps und Hinweise

Gerade in der Pubertät erleben viele Jugendliche Unsicherheiten – wer möchten sie sein, wo wollen sie hin und welche Möglichkeiten haben sie? Männlichen Teenagern können Profile, die toxische Männlichkeit verbreiten, Halt geben. Hier werden ihnen klare Regeln vorgelebt, wie sich Männer verhalten sollen, welche Werte sie nach außen vertreten und wonach sie in einer Partnerschaft suchen sollen. Gleichermaßen können die sehr festgelegten Inhalte aber die Jungen in ihrer Entwicklung einschränken und im schlimmsten Fall ihnen selbst sowie ihren Mitmenschen schaden. Für pädagogische Fachkräfte und Eltern ist es wichtig, einen differenzierten Umgang mit Männlichkeit und Rollenbildern vorzuleben und insbesondere junge Männer darin zu bestärken, den eigenen Gefühlen Raum zu geben und die Möglichkeit für Austausch und Gespräche zu bieten. Ebenso kann es helfen, gemeinsam nach alternativen Rollenbildern im Netz zu suchen und diese zu bestärken.

Erstellt am 12.09.2022