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Ein Avocado-Brot zum Frühstück, eine in der Morgensonne liegende Yoga-Matte und der Matcha mit Mandelmilch auf  dem schön dekorierten Schreibtisch – das alles wird für den „That Girl“-Trend mit der Kamera festgehalten. Dabei handelt es sich um eine Social-Media-Bewegung, die im Netz sehr beliebt, aber auch viel diskutiert ist.

Was macht den Trend aus?

Der „That Girl“-Trend (dt.: dieses Mädchen), findet sich auf verschiedenen Plattformen wieder. Die dazugehörigen Videos, Bilder oder Reels werden mit dem Hashtag #thatgirl versehen. Auf TikTok hat der Hashtag drei Milliarden Aufrufe (Stand: März 2022). Besonders beliebt ist der Trend bei 18- bis 25-Jährigen und wird häufig auch von Influencer*innen vorgelebt. Es geht vor allem um einen perfekten, ästhetischen Lifestyle, das Generieren eines „Best Selfs“ und um Selbstoptimierung von morgens bis abends. Produktivität und Gesundheit stehen dabei im Vordergrund. Die aufgenommen TikTok-Videos und Instagram-Reels werden häufig mit inspirierenden Sprüchen und Zitaten versehen, die dann wiederum mit der Community unter dem entsprechenden Hashtag geteilt werden.

Der Trend hat sich aus zwei früheren Bewegungen entwickelt. Einerseits aus dem Girlboss-Trend, bei dem es um eine emanzipierte und selbstbewusste Frau geht, die feste Ziele hat und mit Erfolg Karriere machen möchte und anderseits aus dem Selfcare- und Wellness-Konzept. Dabei gilt Gesundheit als ein Vorsatz für eine hohe Lebensqualität.

In den „That Girl“-Videos zeigen sich meist schlanke Frauen, die trainieren, eine schön angerichtete Mahlzeit zu sich nehmen, ihre Ziele für den Tag aufschreiben, ein Selbstliebe-Tagebuch führen und ihren Eiskaffee trinken – und das alles noch vor dem Frühstück. Sie filmen ihre Morgenroutine oder ihren gesamten Tagesablauf ab. Dabei ist alles perfekt inszeniert und es wird versucht, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Besonders viel Wert wird bei diesem Trend auf die Ästhetik gelegt, die einer Pinterest-Sammlung ähnelt. In diesem Zusammenhang wird auch von einer Fetischisierung eines möglichst perfekten und produktiven Lifestyles gesprochen. Meist stehen dabei weiße Frauen im Mittelpunkt der Videos.

Zudem gibt es zahlreiche (Video-)Anleitungen dazu, wie man „That Girl“ werden kann. So finden sich hier Vorschläge wie „Iss jeden Tag Obst und Gemüse“ oder auch „Starte deinen Tag mit einer Runde Yoga“.

Mögliche Herausforderungen

Oberflächlich betrachtet können all die Eigenschaften eines „That Girls“ als erstrebenswert und positiv angesehen werden. Doch dieser Trend geht auch mit einigen schwerwiegenden Herausforderungen einher. Ein Problem stellt der starke Druck dar, dem viele junge Mädchen auf Social Media Plattformen ausgesetzt sind, weil sie dem durch diesen Trend erzeugten „Perfekten Bild“ entsprechen möchten. Ihnen wird in den zahlreichen Videos gezeigt, wie der eigene Lifestyle auszusehen hat und wie das eigenen „Best Self“ erreicht werden kann. Jedoch entspricht die Online-Inszenierung häufig nicht dem Offline-Leben. Das wiederum kann zu Frustration und Unzufriedenheit bei den Jugendlichen führen. Zudem führt ein „That Girl“ häufig einen kostenintensiven Lifestyle. So wird sich beispielsweise eine teure Yoga-Ausrüstung gekauft oder verschiedene ätherische Öle. Diese Kosten übersteigen häufig das Budget von Jugendlichen. Hier gilt es mit den Jugendlichen zu besprechen, welche Dinge sie wirklich benötigen.  Auch kann dieser Trend zu unrealistischen Erwartungen an sich selbst, an den eigenen Körper und die eigene Lebensrealität führen. Es kann zu einem unrealistischen Perfektionismus kommen, wodurch Unzufriedenheiten mit dem eigenen Leben entstehen können. Zusätzlich können mit dem „That Girl“-Trend Unterernährung, toxische Produktivität und/oder die Förderung eines einseitigen Bilds von Gesundheit einhergehen.

Ein weitere Punkt, der häufig in diesem Zusammenhang kritisiert wird ist, dass der Trend suggeriert, dass Weißsein erstrebenswert ist und keine Vielfalt miteinbezieht. Dazu kommt, dass vor allem Unternehmen von diesem Trend profitieren, indem sie entsprechende Produkte zu einem hohen Preis verkaufen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass es bei dem Trend häufig nicht mehr um Inspiration durch andere geht, sondern um das Streben danach, genauso zu leben wie es der „That Girl“-Trend vorgibt. Dieses Streben geht häufig mit Unzufriedenheit und einem starken Durck einher, dem die Jugendlichen durch Social Media ausgesetzt sind.

Tipps und Hinweise

Der „That Girl“-Trend findet sich vermehrt auf Social-Media-Plattformen wieder, wodurch immer mehr Jugendliche damit in Kontakt kommen.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig Jugendlichen bewusst zu machen, dass das Streben nach dem perfekten Selbst nicht essenziell ist und es normal ist, nicht (immer) „das Beste“ aus sich rausholen zu können.  Die Stärkung von Selbstbewusstsein ist hier förderlich. Auch sollte ihnen vermittelt werden, dass in den Tag Hineinleben auch in Ordnung ist und nicht ständige Produktivität das Ziel sein sollte.  Außerdem kann besprochen werden, dass jede Person individuell ist und sich das auch in ihren Lebensentwürfen zeigt. Es ist bedeutsam, den Jugendlichen zu vermitteln, dass Vielfältigkeit und Individualität wichtige Aspekte im Leben sind und dass auf Social Media häufig eine Scheinwelt existiert.

Um über Influencer*innen, Selbstdarstellung und auch Geschlechterstereotype in Social-Media-Angeboten zu reflektieren und diese zu hinterfragen eignet sich diese webhelm Methode besonders gut.

Erstellt am 07.03.2022