Navigation überspringen

Ob Freude beim Schauen von TikTok-Videos, Entspannung durch Musik auf Spotify oder der Ärger beim Lesen von Instagram-Kommentaren. Medien sind nicht nur Teil unseres täglichen Lebens, sondern auch fester Bestandteil unseres emotionalen Alltags geworden. Dabei passiert es häufig, dass Nutzende besonders in Momenten von Stress, Frust oder Einsamkeit gezielt zum Smartphone greifen, um sich für einen kurzen Moment von äußeren Einflüssen abzulenken. In der Kommunikationswissenschaft ist dem Phänomen ein ganzes Feld gewidmet – man spricht hier von “Mood Management”. 

Was ist Mood Management? 

Die Theorie des Mood Managements besagt, dass Menschen danach streben, positive Stimmungen zu verstärken und negative Gefühle zu reduzieren oder gar zu vermeiden. Sowohl klassische Medienformate wie Fernsehen oder Musik als auch Social Media-Plattformen bieten genau diese Möglichkeit: Sie liefern Reize, die entspannen, ablenken oder aufmuntern können. Zwar wurde Mood Management schon vor dem Aufkommen des Internets und Smartphones betrieben, dennoch haben sich die Möglichkeiten mit der Erfindung des Smartphones noch einmal stark gewandelt. Denn das Smartphone tragen wir immer bei uns und es ermöglicht uns somit, in jeder Situation auf Medien zur Emotionsregulation zurückzugreifen.

Wie funktioniert Mood Management?

Viele Nutzende passen ihre Medien-Nutzung an die gewünschte Stimmung an. Auch Studien belegen, dass Menschen Social Media gezielt nutzen, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Motive dafür können beispielsweise „ein paar Sekunden zu entspannen“ oder ein Gefühl von „Spaß“, „ein gutes Gefühl“, ein „Energiekick“ oder „etwas Aufmunterung zu bekommen” sein. Oft haben Nutzende dabei das Gefühl, dass das Scrollen durch Social Media entspannt und dabei hilft, für einen Moment den Alltag zu vergessen.  

Für viele Nutzende kann Social Media zudem ein Raum der Ausdrucksmöglichkeiten sein. Besonders auf Plattformen wie X oder Instagram nutzen Menschen die Möglichkeit, Frust, Trauer oder Wut in Worten, Bildern oder Zitaten zu verarbeiten. Das Teilen der eigenen Emotionen kann dabei als Ventil dienen, um mit Emotionen nicht allein umgehen zu müssen. Hinzu kommt das Gefühl der sozialen Verbindung. Insbesondere Menschen, die sich isoliert fühlen, suchen im virtuellen Raum Kontakt zu anderen Menschen, um ihrer Einsamkeit entgegenzuwirken. In solchen Situationen kann der Austausch von Ratschlägen und das Teilen von Gefühlen dazu beitragen, die Stimmung zu bessern und sich weniger einsam zu fühlen. Auch vorübergehende Einsamkeit führt häufig zur Social Media Nutzung. So gaben besonders junge Menschen häufig an, dass sie Lehrläufe im Alltag, beispielsweise bei Wartezeiten, mit der Nutzung von Social Media füllen. Die routinemäßige Nutzung von Socia Media kann ihnen dabei ein Gefühl von Struktur und Stabilität im Alltag vermitteln.  

Negative Auswirkungen auf die Stimmung

Auch wenn Nutzende Social Media gerne für eine positive Lenkung der eigenen Stimmung einsetzen, sind die Effekte oft kurzfristig und ändern den Gefühlszustand nur für den jeweiligen Moment. Deshalb sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass die intensive Nutzung von Social Media auch negativen Einfluss auf das emotionale Wohlbefinden haben kann. Durch den ständigen Vergleich mit den scheinbar perfekten Leben anderer Nutzer*innen in sozialen Netzwerken kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigt werden. Die oft idealisierten Bilder und Darstellungen verleiten dazu, sich selbst kritisch zu hinterfragen, was bei vielen zu negativen Gefühlen und einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen kann. Dieser soziale Vergleich fördert oft unrealistische Schönheitsideale und erhöht den Druck, bestimmten Trends zu folgen, was insbesondere junge Menschen belasten kann. Darüber hinaus können negative Interaktionen wie Online-Mobbing und Hass-Kommentare in sozialen Netzwerken Ängste, depressive Verstimmungen und sozialen Rückzug verursachen. Zudem kann die Angst, etwas zu verpassen (FOMO), in Kombination mit dem Druck, ständig erreichbar sein zu müssen, dazu führen, dass Nutzende ihre sozialen Medien kontinuierlich überprüfen, was Stress und Unruhe verstärken kann.

Tipps und Hinweise

Bereits Kinder und Jugendliche nutzen Medien zur Emotionsregulation. Dies geschieht häufig unbewusst, besonders da junge Menschen ihre emotionalen Kompetenzen noch entwickeln müssen. Gerade deshalb ist ein bewusster Umgang mit Social Media in jungen Jahren besonders wichtig. Eltern sollten deshalb mit ihren Kindern darüber sprechen, wie sie sich vor, während und nach der Nutzung bestimmter Inhalte fühlen. So lernen sie, ihre Emotionen besser einzuordnen und dem Einfluss von Social Media auf die eigene Stimmung bewusst wahrzunehmen. Darüber hinaus können sie Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, mediale Inhalte zu finden, die nützlich für sie sind. 

Außerdem ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen eine gute Balance zwischen Bildschirmzeit und anderen Aktivitäten zu vermitteln. Dabei gilt es, handyfreie Räume zu schaffen und Kindern und Jugendlichen andere Formen der Emotionsregulation aufzuzeigen. Erwachsene sollten sich dabei ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und einen reflektierten Umgang mit der eigenen Mediennutzung vorleben. Auch wenn die Ablenkung von schlechten Gefühlen durch Mediennutzung kurzfristig helfen kann, schafft nur das Auseinandersetzen mit den eigenen Emotionen einen gesunden Umgang.