Online am Limit? Medienzeit reflektieren
Noch schnell die neuen WhatsApp-Nachrichten checken, durch TikTok scrollen und die neueste Spiele-App herunterladen sowie ausprobieren – so schnell füllt sich der Alltag mit der Nutzung von mobilen Medien. Die Mediennutzung kann eine willkommene Auszeit sein, den Horizont erweitern oder die Kommunikation mit anderen unterstützen. In anderen Fällen kann es passieren, dass Kinder und Jugendliche (wie Erwachsene) mehr Zeit mit Medienangeboten verbringen, als sie ursprünglich vorgehabt hatten. Sich vom Smartphone oder Tablet zu lösen, kann schwerfallen.
Die folgende Methode soll PreTeens dazu anregen, die eigene Mediennutzung zu reflektieren und gemeinsame Anregungen zu entwickeln, um diese zu regulieren.
Technik und Material
- Flipchart-Papier
- Weißes DIN A4-Papier, mindestens 20 Blätter
- Stifte (bunt)
- Klebe-Etiketten
- Tablets oder Smartphones (BYOD)
- WLAN
- Beamer & Verbindungskabel
- Mentimeter-App
- Das benötigte Material für die Erstellung eines Trickfilms findet sich hier
Beschreibung der Methode
Um einen Einstieg in das Thema Mediennutzung zu gestalten, kommen alle Teilnehmenden in einer großen Gruppe zusammen. Sie werden gefragt, welche Medienangebote sie am liebsten nutzen und warum. Der Fokus sollte dabei vor allem auf Apps und Spielen, zum Beispiel Instagram, TikTok oder Fortnite, liegen. Um die Frage für alle einfacher zugänglich zu machen, kann sie noch einmal auf einem Flipchart-Papier oder einer Tafel festgehalten werden.
Die Teilnehmenden werden nun dazu angeregt über ihre eigene Mediennutzung nachzudenken und sollen sich nun ihr liebstes Medienangebot aussuchen. Dieses sollen sie nun auf ein Blatt Papier malen. Rund um das gemalte Medienangebot können sie im Anschluss ihre Nutzungsgründe festhalten. Sofern mehrere Teilnehmende dasselbe Angebot bevorzugen, können Gruppen mit maximal 4 Personen pro Gruppe gebildet werden. Dadurch können sie gemeinsam überlegen, warum sie das jeweilige Angebot gerne nutzen. Für die Gestaltung des Bildes inklusive dem Notieren der Nutzungsgründe haben die Teilnehmenden 15 Minuten Zeit.
Danach werden die einzelnen Bilder in dem Veranstaltungsraum aufgehängt. Jede*r Teilnehmende bekommt anschließend farbige Klebe-Etiketten, die sie auf die Plakate kleben können, wobei eine Farbe für die jeweilige Nutzungsintensität steht – beispielsweise nie, einmal im Monat, mehrmals die Woche bis hin zu mehrmals täglich. Anschließend finden sich alle wieder in der großen Gruppe zusammen und schauen gemeinsam – möglichst wertfrei – welches Medium im Schnitt wie häufig genutzt wird. Darauf aufbauend kann ein Gespräch über die allgemeine Mediennutzung und die zur Verfügung stehenden Medienzeiten begonnen werden.
Im Anschluss wird von der Gruppenleitung zu dem Thema Mediennutzung und Regulierung übergeleitet. Hierbei können die Teilnehmenden in Form eines Quiz bzw. einer Abstimmung überlegen und brainstormen, ob sie Situationen kennen, in denen sie mehr Zeit mit Medien verbringen, als sie sich vorgenommen haben. Auch das Thema rund um Streit zur Medienzeit innerhalb der Familie kann hier behandelt werden. Mögliche Aussagen, zu denen sich die Teilnehmenden positionieren sollen, könnten beispielsweise die Folgenden sein:
- Wenn mein Smartphone klingelt, kann das Abendessen auch mal ausfallen.
- Vor dem Einschlafen bin ich meistens länger am Smartphone, als ich darf.
- Nach der Schule, setze ich mich erst einmal an den Computer/Laptop oder Tablet oder checke mein Smartphone, bevor ich z.B. meine Hausaufgaben mache.
- Meine Eltern wollen, dass ich mein Smartphone in meinem Zimmer lasse, wenn wir essen.
- Ich schlafe oft zu wenig, weil ich zu viel Zeit am Smartphone oder vor dem Fernseher verbringe.
Um eine solche Abfrage vorzunehmen eignet sich das intuitive Abstimmungs- und Brainstorming-Tool Mentimeter besonders gut. Wie dieses funktioniert, findet sich hier. Ebenso wird abgefragt, ob es innerhalb der Familie Regeln gibt, die die Mediennutzung betreffen. Hierfür ist es sinnvoll, das Format der Wortwolke zu wählen. Somit können alle Teilnehmenden eintragen, welche Medienregeln sie kennen und diese werden gesammelt präsentiert. Wie die Medienregeln jeweilis wahrgenommen werden, kann innerhalb der Gruppe besprochen werden. So können die Teilnehmenden gute Möglichkeiten austauschen, um die eigene Mediennutzung gegebenenfalls im Blick zu behalten. Die Ideen können beispielsweise auf einem Plakat oder online auf einem Padlet festgehalten werden. Ein Padlet mit möglichen Anregungen, das gerne erweitert werden kann, ist hier zu finden. Wichtig ist hierbei, einen vertrauten und wertfreien Rahmen zu schaffen, in dem die Teilnehmenden offen und respektvoll kommunizieren können. Ebenso ist es wichtig, dass es nicht um konkrete Zeitvorgaben geht, sondern darum, mit der eigenen Mediennutzung im Reinen zu sein.
Mögliche Erweiterung der Methode
Als eine Vertiefung und Erweiterung der Methode und damit auch der Medienregeln, kann mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam ein Medienprodukt in Form eines Trickfilms gestaltet werden. Diese kreative Methode ermöglicht es den Teilnehmenden, sich aktiv mit medienbezogenen Themen zu befassen und zu reflektieren. Dafür finden sie sich in Kleingruppen von jeweils drei bis fünf Teilnehmende zusammen und überlegen sich, welche Medienregel sie abbilden wollen. Die einzige Vorgabe für die Erstellung des Trickfilms: sich eine Geschichte um eine spezifische Medienregel zu überlegen. Wie genau die Trickfilm-Methode funktioniert, findet sich hier. Zum Abschluss stellen die Teilnehmenden sich gegenseitig ihre Trickfilme vor und raten, um welche Medienregel es sich handeln könnte.
Stärken der Methoden
Ziel der Methode ist es, die Reflexion des eigenen Medienumgangs zu fördern und Kinder bzw. Jugendliche dazu anzuregen, eigenständig Medienregeln kennenzulernen und aufzustellen. Die Methode bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und mehr über die Mediennutzung anderer zu erfahren. Durch die interaktive Gestaltung kommt es nicht nur zu einer Thematisierung des eigenen Medienumgangs, sondern es werden auch Medienregeln für die Teilnehmenden greifbar gemacht, ohne dass die Regeln dabei von oben herab und mit erhobenem Zeigefinger vermittelt werden. Die Selbstreflexion kann das Verantwortungsgefühl der PreTeens stärken.
Tipps und Hinweise
Dass Medienangebote mitunter zeitintensiver genutzt werden, als man eigentlich vorgehabt hätte, ist ein Thema, das nicht nur junge Menschen betrifft. Dementsprechend ist es wichtig, dass sich auch Erwachsene ihrer Vorbildfunktion bewusst sind und dass Medienregeln innerhalb der Familie auch für Erziehungsberechtigte gelten. Dementsprechend kann es sich anbieten, auch die Eltern zur Reflexion des eigenen Medienumgangs anzuregen. Dies kann in Form eines Elternabends zum Thema „Zeit“ in Kombination mit anderen Medienthemen wie „Schutz und Freiraum“ oder „Kindergerechte Apps“ gestaltet werden. webhelm bietet hierzu verschiedene Elternabend-Materialien an mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten und Zielgruppen. Die Materialien finden sich hier.