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Der Begriff „Talahon“ sorgt in Social-Media-Angeboten derzeit für Aufsehen. Der Trend entstand ursprünglich auf der Plattform TikTok und wurde daraufhin auch auf anderen Plattformen wie Instagram oder X aufgegriffen. In vielen der Videos bezeichnen sich die Protagonisten selbst als „Talahons“, in anderen machen sich außenstehende über die „Talahons“ lustig. Die Videos, die teilweise provozieren sollen, sorgen für Diskussionen über Stereotype und Rasissmus.

Was ist ein Talahon?

Als Talahons werden junge Männer bezeichnet, die meist arabischer Herkunft sind und sich vor allem durch ein stereotypes Auftreten auszeichnen: So tragen sie häufig Bauchtaschen, (gefälschte) Marken-Mode von Gucci oder Louis Vuitton, Fußballtrikots, Jeans oder Jogginghosen. Auch gegelte Mittelscheitelfrisuren gelten laut den einschlägigen TikTok-Videos zur Talahon-Ausstattung. Dazu rauchen Talahons angeblich oft Einweg-Vapes, trinken Energy-Drinks und sind häufig an öffentlichen Plätzen wie Bahnhöfen oder in Einkaufszentren anzutreffen. Typischerweise sind sie dort in Gruppen unterwegs und machen teilweise durch aggressive Auseinandersetzungen auf sich aufmerksam. Auch ein gewisser Slang ist für Talahons charakteristisch.

Herkunft der Bezeichnung

Das Phänomen der Talahons und die modischen Tendenzen dieser Jugendgruppe sind nicht neu, lediglich der Name dafür ist erst seit kurzem gebräuchlich. Woher der Begriff „Talahon“ stammt ist nicht ganz klar. Er könnte jedoch vom arabischen „taeal huna“ beziehungsweise „Ta‘ Lahon“ stammen, was so viel wie „Komm her“ bedeutet. 2022 veröffentlichte der Deutsch-Rapper Hassan ein Lied, in dem der Begriff „Talahon“ verwendet wird. Der Song handelt vom Leben auf der Straße, von Gewalt und Kriminalität und wird von vielen Nutzenden als Sound bei entsprechenden Videos hinterlegt.

Inhalte der Talahon-Videos

Die Videos, die von den Jugendlichen auf TikTok, Instagram oder YouTube selbst gepostet werden, zeigen meist einzelne Personen oder ganze Gruppen an öffentlichen Plätzen. In den Videos gestikulieren sie mit teils einladenden oder teils provozierenden Gesten, häufig erinnern die Bewegungen auch an Schattenboxen. Zudem treffen die Talahons dort provozierende oft gar sexistische Aussagen. Die Videos spiegeln vermeintlich „männliches“ Verhalten wieder; es wird auf den Boden gespuckt und abwertend über Frauen gesprochen. Neben den überzogenen Vorstellungen von Maskulinität spiegeln die Videos häufig die Fixierung auf materielle Statussymbole der Jugendlichen wieder.
Auf Social Media sind jedoch nicht nur Videos der Jugendlichen selbst zu finden. Viele Videos machen sich über die Talahons lustig, indem sie Videos reposten und kommentieren oder unpassende Sounds in den Videos hinterlegen. Auch Memes und humoristische Anleitungen, wie man sich als Talahon anzuziehen hat, sind häufig zu finden.

Problematik

Zu Beginn wurde der Begriff Talahon eher scherzhaft verwendet, mittlerweile wird er allerdings häufig abwertend gebraucht. Auch in politisch rechten Kreisen wird der Begriff aktuell verwendet. Die vermeintlichen Charakteristika der Talahons werden generalisierend allen Menschen mit Migrationsgeschichte zugeschrieben. Politisch Rechte sehen in den Talahons die Ursache für viele gesellschaftliche Probleme und nutzen die Videos, um Stimmung gegen Jugendliche mit Migrationsgeschichte zu machen. Unter solchen Videos finden sich zahlreiche rassistische Hasskommentare, die teilweise die Abschiebung der Jugendlichen fordern.

Tipps und Hinweise

Viele der Verhaltensweisen und Aussagen der Talahons lassen darauf schließen, dass sich die Jugendlichen nach Zugehörigkeit und Anerkennung sehnen. Gerade für Jugendliche, die aufgrund ihrer Migrationsgeschichte Ausgrenzung erfahren, kann die Zugehörigkeit zu einer solchen Jugendkultur sehr wichtig sein. Dennoch sind einige der unter dem Talahon-Trend getätigten Aussagen kritisch zu sehen. Pädagogische Fachkräfte und Eltern sollten deshalb einen differenzierten Umgang mit Männlichkeit und Rollenbildern vermitteln und insbesondere junge Männer darin zu bestärken, sich abseits der überzogenen Vorstellungen von Maskulinität zu entwicklen. Ebenso ist es wichtig, auf die rassistische Instrumentalisierung der Videos hinzuweisen und über die Dynamik dahinter aufzuklären.