Navigation überspringen

„Das Einkommen maximieren“, „fitter werden“, „endlich ein eigenes Business aufbauen“ oder „erfolgreicher im Dating-Leben werden“: Das sind nur einige von vielen Versprechen, die Coaches auf Social Media geben. Zwar können Coaches dabei helfen, persönliche Ziele zu erreichen und das eigene Wohlbefinden zu steigern, viele Angebote sind allerdings unseriös und zielen nur darauf ab, den Kund*innen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Besonders junge Social-Media-Nutzer*innen sehnen sich oft nach Orientierung und Vorbildern. Sie können daher besonders anfällig für dubiose Coaching-Angebote sein.

Was bzw. wer sind Coaches?

So bunt wie die Social-Media-Welt, so vielfältig sind auch die dortigen Coaching-Angebote. Eins haben jedoch alle Coaches gemeinsam: Sie versprechen, mit dem Kauf ihres Coaching-Programms persönliche Ziele erreichen zu können. Die Berufsbezeichnung „Coach“ ist allerdings nicht geschützt und es gibt keine einheitliche Ausbildung. Im Prinzip darf sich jede*r „Coach“ nennen. Teilweise bieten Coaches auch Weiterbildungen an, bei denen Teilnehmende selbst zu Coaches ausgebildet werden. Diese Dynamik kann auf ein Pyramidensystem hinweisen.

Vorgehen auf Social Media

Viele der Coaches bewerben auf Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok ihre Coaching-Programme. Dazu gehen einige der Coaches sehr aktiv vor und schreiben Privatnachrichten an andere Nutzer*innen. In der ersten Nachricht bleibt der Kostenaspekt meist unerwähnt. Es handelt sich statdessen oft um eine unverbindliche Nachfrage, ob der*die Nutzer*in Interesse an Themen wie Fitness oder Finanzen habe. Manchmal wird die Anfrage auch in ein Kompliment eingebettet. Eine Erstnachricht könnte dann beispielsweise lauten: „Ich bin auf dein Profil gestoßen. Du wirkst wie ein sehr aufgeschlossener Mensch. Könnte ich dich für XY begeistern?“. Auch Signalwörter wie „Erfolg“, „Growth“, „Transformation“ oder „Leben verändern“ können ein Hinweis darauf sein, dass eine Nachricht darauf abzielt, ein Coaching Programm zu verkaufen.

Wird Interesse geäußert, folgt meist ein kostenloses Einsteiger-Coaching. Diese vermitteln allerdings selten richtige Inhalte, sondern sollen das Gefühl von Gemeinschaft schaffen, um den*die Teilnehmer*in anschließend zum Buchen teurer Weiterbildungen zu bewegen. Die anschließend verkauften Coachings bestehen in viele Fällen aus Videomaterial und Skripten, welche heruntergeladen werden können. Manchmal gibt es zusätzlich einen Mitgliederbereich auf sozialen Netzwerken, in dem sich die Teilnehmenden vernetzen können. Dazu werden dann regelmäßige Online-Meetings mit den Coaches angeboten. So individuell, wie zuvor versprochen, sind die Angebote nur selten.

Gute Coaches erkennen

Doch nicht hinter jedem Angebot steckt eine Abzocke. Choaches können Inspiration liefern und Menschen dabei unterstützen, eine persönliche Weiterbildung anzustreben. Gute Coaches gehen auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kund*innen ein, um so gemeinsam eine Lösung für persönliche Anliegen zu finden. Auch wenn es keine einheitliche Ausbildung gibt, sollten seriöse Coaches eine Aus- oder Weiterbildung vorweisen können, die sie auf ihrem Fachgebiet qualifiziert. Sie sollten zudem nur realistische Versprechungen leisten, bei denen die Ausgangssituation der*des Kund*in berücksichtigt wird, anstatt blind ein Idealbild anzustreben. Darüber hinaus agieren gute Coaches auf Augenhöhe und stellen sich nicht als Alleskönner*innen dar. Sie wissen, wo ihre Kompetenzen liegen und sind transparent damit, sollten sie in einem Gebiet an ihre Grenzen kommen. Auch in Bezug auf Kosten sind gute Coaches transparent. Sie erstellen im Vorhinein einen Kostenplan und klären ihre Kund*innen über Ablauf und Kosten des Coachings auf. Sind bereits die Vertragsunterlagen nichtssagend oder wird Druck ausgeübt, diese zeitig zu unterschreiben, ist dies oft ein schlechtes Zeichen. Für online abgeschlossene Verträge gilt in der Regel ein Widerrufsrecht von 14 Tagen. Einige Coaches versuchen allerdings dies zu umgehen, indem sie Videoinhalte sofort nach dem Kauf zur Verfügung stellen.

Dann sind Coachings problematisch

Coachings sollen meist dabei helfen, an persönlichen Herausforderungen zu arbeiten. Problematisch wird es dann, wenn potentiellen Kund*innen Schwächen eingeredet werden, wo es eigentlich keine Schwierigkeiten gibt. Viele Coaching möchten ihre Kund*innen dazu bringen, ein gewisses Idealbild anzustreben und versprechen ein einfaches Erreichen durch den Kauf des Coachings. „Erfolg“ wird dabei meist sehr einseitig betrachtet. Blickt man auf die Profile der Coaches selbst, sind dort vermeintliche Belge für deren „erfolgreiches Leben“ zu erkennen. Bei genauerem Hinsehen ist dabei allerdings oft schnell erkennbar, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Teure Autos oder schicke Loft-Wohnungen wurden nur für ein kurzes Shooting angemietet und schöne Frauen, die den Dating-Coach anhimmeln, sind meist bezahlte Models oder Schauspielerinnen.

Besonders gefährlich wird es, wenn Menschen mit ernsthaften psychischen Erkrankungen wie Depressionen anstelle einer professionellen Therapie ein Coaching in Anspruch nehmen. Ein*e Coach*in, der*die lediglich ein „falsches Mindset“ als Ursache von Problemen sieht, wird Betroffenen wenig weiterhelfen können. Da die Wartezeiten auf Therapieplätze oft lang sind, profitieren Coaching-Angebote davon, dass Menschen mit Depressionen sich in scheinbar ausweglosen Situationen befinden und meist für jede Form von Unterstützung dankbar sind.

Tipps und Hinweise

Eltern und Pädagogische Fachkräfte sollten Jugendliche dabei unterstützen, dubiose Coaching Angebote auf Social Media als solche zu erkennen. Dies kann geschehen, indem in einem Gespräch die unrealistische Versprechungen der Coaches thematisiert werden. Auch sollte den Jugendlichen vermittelt werden, dass „Erfolg“ verschieden aussehen kann und nicht bloß über die von Coaches potraitierte Lebensweise definiert wird. Darüber hinaus sollten Eltern ihren Kindern vermitteln, dass solche Programme oft hohe Kosten mit sich bringen. Den Jugendlichen sollte daher bewusst gemacht werden, dass die damit einhergehenden finanziellen Verpflichtungen nicht ohne vorherige Rücksprache mit den Eltern eingegangen werden können.