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TikTok ist bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Die kurzen Videos liefern ihnen Unterhaltung, können sie inspirieren und zum Nachdenken anregen. Gleichzeitig kursieren auf der Plattform auch Formate, die kritisch zu sehen sind. Eines davon ist die sogenannte „Live-Battle“-Funktion.

Was macht die Funktion aus?

Mit der „Live-Battle“-Funktion auf TikTok können immer zwei Streamer*innen gegeneinander antreten. Voraussetzung für das Starten eines Livestreams ist, dass die jeweiligen Hosts mindestens 1000 Follower*innen haben und sich gegenseitig folgen. Eine Person startet einen Live-Battle-Stream und lädt die andere Person, ihre*n Gegner*in, dazu ein. Sofern die andere Person die Einladung annimmt, startet das Battle. Eine Runde dauert oftmals 5 Minuten. Ziel ist es, mehr Punkte als der*die jeweilige Gegner*in zu erzielen. Wer verliert, muss eine Pflichtaufgabe erfüllen, zum Beispiel „gib dir selbst eine Ohrfeige“.

Die Zusehenden sehen den Livestream im Splitscreen-Format, das bedeutet, dass der Bildschirm halbiert wird und auf jeder Seite ein*e Streamer*in zu sehen ist. Während des Livestreams werden die Zuschauenden dazu aufgefordert den Streamer*innen virtuelle Geschenke zu senden, damit deren Punktezahl ansteigt. Ziel ist es, mehr Geld einzunehmen und damit auch mehr Punkte zu haben als das andere Team.

Die Zusehenden können die Geschenke mit echtem Geld kaufen und dann verschenken, um ihre Anerkennung für einen Livestream oder ein Video auszudrücken. Vorher muss das echte Geld jedoch in TikTok-Münzen umgewandelt werden. Eine Bezahlung ist per Kreditkarte, Klarna, über den eigenen Handyvertrag oder auf Raten möglich. Für eine TikTok-Münze können die Nutzenden beispielsweise eine virtuelle Rose kaufen, für 99 TikTok-Münzen erhalten sie ein virtuelles Krönchen. Der aktuelle Kurs liegt bei 0,85 € für 70 TikTok-Münzen (Stand Februar 2023). Einige der Geschenke enthalten Spezialeffekte, die bei einer Verschenkung alle Zuschauende in einem Livestream sehen können.

Ein Kauf solcher Geschenke ist offiziell erst ab 18 Jahren möglich. Neben der Vergabe von Geschenken kann auch einfach auf den Bildschirm getippt werden, um Punkte an eine*n Livestreamer*in zu vergeben. Dadurch nimmt der angezeigte Punkte-Status der jeweiligen Streamer*innen jedoch deutlich langsamer zu als mit virtuellen Geschenken.

Oftmals werden die Battles von den Streamer*innen im Vorhinein groß angekündigt, damit möglichst viele Follower*innen daran teilnehmen. Daneben finden sich im Netz Rankings darüber, welche TikToker*innen die stärkste bzw. reichste Community hinter sich haben.

Mögliche Herausfoderungen

TikTok-Battles können den Zusehenden Unterhaltung bieten, bergen aber auch Herausforderungen: Denn auch wenn das Kaufen von virtuellen Geschenken offiziell erst ab 18 Jahren erlaubt ist, deutet die bunte Gestaltung der Geschenke darauf hin, dass eine jüngere Zielgruppe angesprochen wird. Die Geschenke müssen mit echtem Geld finanziert werden, wobei ein TikTok-Geschenk bis zu 500€ kosten kann. Dadurch, dass die Geschenke auch über den eigenen Handyvertrag abgerechnet werden können, können auch jüngere Menschen Geschenke kaufen. Die Möglichkeit, die Geschenke auf Raten zu bezahlen, birgt das Risiko einer Verschuldung.

Auch der schwankende Wechselkurs zwischen TikTok-Münzen und echtem Geld kann dazu führen, dass User*innen noch weniger einen Überblick über ihre Ausgaben haben. Zudem ist zu beachten, dass bis zu 50 % der Einnahmen, die die Streamer*innen während eines Live-Balles machen, an TikTok gehen. Dies wird jedoch nicht mit den Zuschauenden kommuniziert. Neben den Risiken, die das Geld-Ausgeben betreffen, können solche TikTok-Live-Battles auch Spielsucht fördern.

Tipps und Hinweise

Gerade jüngere Kinder verstehen oft noch nicht, was hinter In-App-Käufen steckt. Die virtuelle Währung erscheint ihnen abstrakt und ihnen fällt es schwer, einen Zusammenhang mit echtem Geld herzustellen. Von daher ist es ratsam, mit Kindern und Jugendlichen über dieses Thema zu sprechen. Ebenso ist es wichtig, Influencer*innen und ihre Beweggründe für Live-Battles kritisch zu reflektieren. Hierbei ist es ratsam, jungen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und Verständnis für ihre Faszination für Influencer*innen zu zeigen. Gemeinsam kann überlegt werden, welche Alternativen es gibt, um Influencer*innen Anerkennung zu zeigen, beispielsweise in Form von Likes oder Kommentaren.

Erstellt am 13.03.2023