PingTok – Drogenkultur auf TikTok
„PingTok“, „TripTok“ oder „SniffTok“: Auf TikTok hat sich eine eigene Szene rund um das Thema Drogen und deren Konsum entwickelt. Inhalte werden oft in kurzen, scheinbar harmlosen Clips verpackt. Besonders ästhetische Motive scheinen dabei eine wichtige Rolle zu spielen.
Werden Jugendliche mit Inhalten der PingTok-Community konfrontiert, kann dies große Herausforderungen mit sich bringen. In diesem Artikel wird deshalb besonders darauf eingegangen, wie Erwachsene unterstützend eingreifen können.
Was ist PingTok?
Unter Schlagwörtern wie „PingTok“ sammeln sich auf TikTok Inhalte, die den Konsum bestimmter Substanzen andeuten und teilweise auch vollständig zeigen. Besonders häufig geht es dabei um Drogen wie MDMA, Kokain und Speed. Da die tatsächlichen Namen der Drogen und offensichtliche Bezeichnungen von TikTok gesperrt sind, weichen Creator*innen auf alternative Hashtags aus, um ihre Videos dennoch sichtbar zu machen. Dieses Vorgehen wird auch als „Algospeak„ bezeichnet. So findet man in der Community neben Hashtags wie „PingTok“ auch Begriffe wie #darktok, #tanteemma (steht für MDMA) oder #drff (steht für „drauf sein“, also umgangssprachlich für „high sein“). Die Bezeichnung “Ping” stammt zudem vom englischen Wort “pingen”, welches als australischer Slang für “Drogen nehmen” gilt.
Inhalte auf PingTok
Viele der Clips sind mit Musik hinterlegt oder aktuellen Trends verknüpft, wodurch ihre eigentliche Botschaft auf den ersten Blick weniger bedrohlich wirkt. Die Inhalte reichen von vermeintlich informativen Videos über persönliche Erfahrungsberichte bis hin zu Clips, die den Konsum verharmlosen oder sogar ästhetisieren. Im Fokus steht oft dabei beispielsweise die wahrgenommene “Schönheit” von großen Pupillen. Auch Schmerz, Kontrollverlust oder gemeinsames Abhängigwerden wird in den Videos romantisiert. In einigen der Videos filmen sich Creator*innen dafür beim Konsum, beim Erbrechen oder nutzen Codes und Begriffe, die für Außenstehende nicht direkt mit Drogenkonsum in Verbindung gebracht werden. Themen sind unter anderem das Alter beim ersten Rausch, Flucht aus dem Alltag und in extremen Fällen der Wunsch zu sterben.
TikTok als Plattform für Drogenverkauf
Ein Blick in die Kommentarspalten zeigt, dass dort häufig Drogen angeboten oder gezielt nach Verkäufer*innen gesucht wird. Kommt ein Kontakt zustande, tauschen Anbietende und Interessierte in der Regel Kontaktdaten für anonyme Messenger-Apps wie Telegramm aus, um dort den eigentlichen Verkauf zu organisieren.
Herausforderungen
Drogen wurden schon lange Zeit vor Aufkommen des Internets gehandelt und konsumiert, Social Media Plattformen sind dabei lediglich ein neuer Kanal für ein altes Geschäft. Das Problem: Inhalte, in denen Drogenkonsum gezeigt oder sogar romantisiert wird, können Jugendliche auf Social Media schneller erreichen und so eine gefährliche Faszination auslösen. Dieser Effekt wird zusätzlich durch den Algorithmus verstärkt. Sobald ein*e Jugendliche*r mit entsprechenden Inhalten interagiert, werden ähnliche Beiträge häufiger im Feed angezeigt. So kann es passieren, dass ein einzelnes zufälliges Video den Anstoß gibt und kurze Zeit später der gesamte Feed von Inhalten aus der sogenannten PingTok-Szene geprägt ist. Hinzu kommt, dass in vielen dieser Beiträge sehr junge Menschen zu sehen sind, was darauf schließen lässt, dass gezielt auch eine jugendliche Zielgruppe erreicht wird. Darüber hinaus sind Plattformen oft nicht konsequent genug, wenn es um das Sperren entsprechender Inhalte geht. Denn selbst mit entsprechenden Filtern bleiben problematische Inhalte bestehen, wenn sie durch Verwendung des Algospeaks verschleiert werden.
Tipps und Hinweise
Für Eltern und pädagogische Fachkräfte ist es wichtig, regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen über ihre Online-Erfahrungen zu sprechen. Fragen wie „Was hast du gesehen?“ oder „Wie fühlst du dich damit?“ schaffen Raum für Austausch, ohne zu bewerten oder zu bestrafen. So entsteht Vertrauen, dass Jugendliche sich auch dann an Erwachsene wenden, wenn sie auf beängstigende oder verwirrende Inhalte zum Thema Drogen stoßen. Ebenso wichtig ist eine ehrliche und altersgerechte Aufklärung zum Thema Drogen: Warum sind Drogen gefährlich? Welche Folgen hat ihr Konsum für die Gesundheit? Und warum ist die Verharmlosung oder Bewerbung von Drogen auf Social Media besonders riskant?
Indem Erwachsene das Thema frühzeitig ansprechen, riskantes Verhalten thematisieren und Jugendliche beim Aufbau von Selbstbewusstsein unterstützen, lernen diese, Risiken selbst einzuschätzen. Entscheidend ist, nicht erst zu handeln, wenn ein Problem sichtbar wird, sondern Orientierung zu bieten.