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Im alltäglichen Leben fällt es jungen Menschen oft schwer, mit anderen in Kontakt zu kommen und ein Gespräch zu beginnen. Im Netz wiederum gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um neue Leute kennenzulernen und sich auszutauschen – ganz ohne Anmeldung. Ein Beispiel dafür ist Omegle, eine Plattform, die für den anonymen Austausch geschaffen wurde.

Was ist Omegle?

Die Plattform Omegle existiert unter dem Motto „Talk to Strangers“ und funktioniert ganz ohne Registrierung. Gerade während der Corona-Pandemie hat die Plattform an Beliebtheit gewonnen und wurde auch von Influencer*innen empfohlen. Sie nutzen die Plattform vor allem, um mit ihren Follower*innen (zufällig) in Kontakt zu kommen und TikToks oder Reels über ihre Omegle-Nutzung zu drehen. Die Nutzung der Plattform ist offiziell ab 18 Jahren erlaubt, eine Altersüberprüfung findet jedoch nicht statt.

Das Konzept hinter Omegle ist das Online-Treffen von fremden Menschen – egal ob per Video oder schriftlich. Die Zuteilung der Gesprächspartner*innen erfolgt zufällig. Dadurch können Personen aus der ganzen Welt miteinander verbunden werden. Wer sich über ein bestimmtes Thema austauschen möchte, kann dies im Vorhinein angeben. Mithilfe des Algorithmus werden Nutzende mit ähnlichen Interessen einander zugeordnet. Wird die Kamerafunktion aktiviert, können sich die Chattenden gegenseitig sehen, miteinander sprechen und gleichzeitig auch schreiben. Sofern der „Video“- oder „Text“-Modus ausgewählt wurde, kann innerhalb eines Gesprächs nicht mehr gewechselt werden. Dadurch, dass keine Registrierung für die Nutzung erforderlich ist, werden die Gesprächspartner*innen in dem Chat als „Stranger“ (die andere Person) und „You“ (die nutzende Person) angezeigt. Um ein Gespräch zu beenden, kann der Stopp-Button angeklickt werden. Daraufhin startet direkt ein neuer (Video-)Chat mit einer anderen Person. Dadurch können Gespräche auch nur wenige Sekunden oder Minuten dauern.

Auf der Startseite gibt die Plattform an, dass die Chats moderiert sind, weist jedoch darauf hin, dass nicht jede Moderation perfekt ist. Wie genau die Moderation funktioniert, wird nicht erklärt. Daneben warnt die Seite davor, die eigene Identität weiterzugeben und mahnt, sich vor „Predators“, zu verstehen als Straftäter*innen, zu schützen. In den Nutzungsbedingungen wird zudem festgehalten, dass Nacktheit, sexuelle Belästigung, Beleidigungen oder andere ungeeignete Inhalte sowie Umgangsformen nicht erlaubt sind.

Neben dem „moderierten“ Bereich gibt es weitere Chat-Optionen, wie beispielsweise die „Erwachsenenseite“. Wird auf den Link dafür geklickt, erscheint lediglich ein Warnhinweis in Form eines Fensters, das sich mit Klick auf „OK“ schnell wieder schließen lässt. Es erfolgt eine direkte Weiterleitung auf eine neue Seite, die stark dem Aufbau einer Pornografie-Webseite ähnelt. Daneben gibt es auf der Startseite die Option, in den „Unmoderierten Bereich“ zu wechseln. Mit Klick darauf erscheint ein Video-Chat, der unmoderiert erfolgt.

Herausforderungen

Auch wenn in den Nutzungsbedingungen ein Verbot von verschiedenen Inhalten ausgesprochen wird, sieht es in der Realität oftmals anders aus. Durch die Nutzung der Plattform Omegle werden die Nutzenden teilweise mit verschiedenen Kommunikations- und Interaktionsrisiken konfrontiert. Nicht immer wird in den Chats friedlich kommuniziert. Oftmals finden sich dort vor allem für Kinder und Jugendliche ungeeignete Inhalte wieder wie anzügliche Nachrichten oder sexuelle Belästigungen. Bei Aktivierung der Kamerafunktion können Nutzende beispielsweise mit Nacktheit konfrontiert werden. Daneben treten häufig Formen von Hate Speech oder Cybergrooming in den Chats auf. Grund dafür ist oftmals die gebotene Anonymität, wodurch ein sogenannter Online-Enthemmungseffekt entstehen kann. Dadurch fühlen sich Nutzende auch bei unangebrachtem Verhalten geschützt und handeln enthemmt, indem sie beispielsweise Hasskommentare schreiben oder Nachrichten verfassen, die von Respektlosigkeit geprägt sind.

Eine weitere Herausforderung stellt der Datenschutz dar. Sobald ein Gespräch beendet wurde, bietet Omegle die Möglichkeit, den Chatverlauf für zwölf Monate auf den Servern von Omegle zu speichern oder sogar zu teilen. Wird dies von einer Person gemacht, können unter anderem Persönlichkeitsrechte der anderen Person verletzt werden, wenn dies ohne eine Einwilligung geschieht. Zudem ist nicht auszuschließen, dass die Person gegenüber das Gespräch mit einem weiteren Gerät aufnimmt oder Screenshots erstellt. Zudem ist es möglich, die IP-Adresse von Nutzenden herausfinden, wodurch die Anonymität der Plattform nur noch scheinbar existiert.

Tipps und Hinweise

Das Chatten mit anderen Personen übt auf viele Heranwachsende einen gewissen Reiz aus. Für sie kann es aufregend und spannend sein, mit fremden Menschen Kontakt aufzunehmen und sich zu unterhalten. Jedoch können sich Plattformen wie Omegle, auf welchen zahlreiche Kommunikations-, Interaktions- und Datenschutzrisiken potenziell auftreten, negativ auf Kinder und Jugendliche auswirken. Die Inhalte, mit denen sie konfrontiert werden, können eine emotionale Belastung hervorrufen. Von daher ist die Plattform Omegle nicht für Kinder und Jugendliche zu empfehlen.

Um einer Nutzung solcher Plattformen entgegenzuwirken, sollte ein gemeinsames und vertrautes Gespräch bezüglich der Mediennutzung der Kinder und Jugendliche geführt werden. Dabei ist es bedeutsam, ihnen mögliche Herausforderungen aufzuzeigen und stets als Ansprechperson zur Verfügung zu stehen. Hierbei sollten Anliegen sowie Sorgen und Ängste der Kinder und Jugendlichen stets ernst genommen werden.

Erstellt am 23.01.2023