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Die App BeReal verspricht mehr Realität: Fotos werden nur einmal am Tag gepostet, wenn die App dazu aufruft. Dabei haben die Nutzenden zwei Minuten Zeit, ein Foto zu machen, sodass eine aufwendige Inszenierung kaum möglich ist. Außerdem kann sich mit Freunden*innen vernetzt werden. Die Bilder von Freunden*innen können jedoch nur gesehen werden, wenn selbst ein eigens BeReal erstellt wurde. Die App ist auch bei Kindern und Jugendlichen bekannt. In diesem Artikel gibt es Hintergrundinformationen zu BeReal sowie Chancen und Herausforderungen der App

Dauer ca. 120 Minuten (inklusive Medienproduktion)
Gruppengröße max. 20 Personen
Komplexität mittel
Altersempfehlung ab 13 Jahren

Die Methode bietet einen Einstieg, um über die Faszination, Druck und Datenschutz der App zu sprechen und die Perspektive der Kinder und Jugendlichen miteinzubeziehen. Voraussetzung ist, dass die App zumindest einem Teil der Teilnehmenden bekannt ist.

Technik und Material

  • iPads oder Tablets jeweils mit der vorinstallierten App Canva
  • App Mematic
  • Fotodrucker
  • ausgedruckte Bilder im BeReal-Format mit verschiedenen Situationen (z. B. auf der Toilette)
  • ausgedruckte Situationskarten

Beschreibung der Methode

In der Vorbereitung auf die Durchführung der Methode sollte die Fachkraft Bilder im BeReal-Format erstellen und ausdrucken, um sie im Laufe der Durchführung den Teilnehmenden zeigen zu können. Diese Bilder sollten diskussionswürdige Situationen darstellen, wie z. B. ein Bild auf der Toilette, ein Bild in einer Badewanne oder ein Bild in Badebekleidung. Solche Fotos im BeReal-Format kann die Fachkraft mit der Online-Designplattform Canva erstellen und dazu gegebenenfalls lizenzfreie Bilder nutzen. Diese können beispielsweise über Pexels oder Pixabay heruntergeladen werden. Anschließend ist die Durchführung der Methode möglich.

Zu Beginn der Methode bekommen die Jugendlichen eine interaktive Challenge. Dafür werden Gruppen mit circa drei bis fünf Personen gebildet und jede von ihnen bekommt einen Zettel mit einer möglichen Situationen. Die Teilnehmenden haben den Arbeitsauftrag, sich in ihre Situation hineinzuversetzen und als Endergebnis ein passendes Foto mit dem iPad oder anderen Tablets zu knipsen. Hier ist nicht die Erstellung eines BeReals gemeint. Die Situationen sind verschiedene Alltagssituationen, die in der Regel nicht unbedingt fotografiert werden oder die Herausforderungen in Bezug auf Datenschutz bergen. Die Situationen dienen als Grundlage für eine folgende Diskussion. Die Teilnehmenden bekommen fünf Minuten Vorbereitungszeit, um sich innerhalb der Gruppe kreative Ideen zu überlegen. Anschließend wird ein Timer auf zwei Minuten gestellt. In dieser Zeit müssen die Teilnehmenden nun ein situationspassendes Foto schießen und anschließend ausdrucken (außerhalb der zwei Minuten möglich).

Beispiele für Situationen:

  • Dein Tag heute ist ganz schön stressig. Nach der Schule ging es direkt zum Volleyball und jetzt sitzt du an einer Mathe-Hausaufgabe, die nicht zu lösen ist.
  • Hmmmm, du kommst nach Hause und es duftet schon nach deinem Lieblingsessen – du freust dich sehr darauf.
  • “Happy Birthday to you…” – du bist auf einer Geburtstagsparty einer Freundin eingeladen, bei der ganz viele deiner Freund*innen dabei sind.
  • Kaum hast du aufgeräumt, sieht dein Zimmer schon wieder aus wie das reinste Chaos. Dein Tagesplan heute heißt also: Ordnung machen!
  • Heute hast du einen tollen Tag und jetzt bekommst du eine Benachrichtigung über ein frei gewordenes Konzert-Ticket. Kann der Tag noch besser werden?!
  • Wow! Heute gab es den Test zurück und du hast eine 1 geschrieben.

Anschließend werden die ausgedruckten Fotos der Teilnehmenden in einem Gallery Walk ausgestellt. Dafür nimmt die Fachkraft die von ihr*im vorher erstellen Bilder im BeReal-Format zur Hand und ergänzt den Gallery Walk damit. Die Teilnehmenden sehen sich die Bilder nun nach und nach an. Sie erhalten dabei drei verschiedene Klebepunkte in drei unterschiedlichen Farben und Formen. Mit diesen markieren sie das Bild, welches für sie als Antwort auf die nachfolgenden Fragen als am zutreffensten gilt:

  • Welches Bild wirkt in deinen Augen am wenigsten inszeniert?
  • Welches Bild würdest du auf jeden Fall veröffentlichen?
  • Welches Bild würdest du auf keinen Fall veröffentlichen?

Nachdem alle den Gallery Walk durchlaufen haben und ihre Klebepunkte verteilt haben, beginnt eine Diskussionsrunde. Die Teilnehmenden bekommen die Möglichkeit, sich zu ihrem erstellten Foto zu äußern und auch die Schwierigkeiten während der Challenge zu beleuchten. An diesem Punkt wird das Gesamtergebnis des Gallery Walks deutlich gemacht und auf die Fotos eingegangen, welche laut Abstimmung mit den Klebepunkten am ehesten veröffentlicht beziehungsweise auf keinen Fall veröffentlicht werden würden, sowie welches Foto für die Teilnehmenden am wenigsten inszeniert ist. Hier wird der Gruppe Raum für Diskussionen gegeben. Die Fachkraft fragt die Teilnehmenden, ob sie noch weitere diskussionswürdige Beispiele kennen, die positive und negative Emotionen in ihnen auslösen.

Damit die Ergebnisse der Diskussion anschließend auf die App BeReal übertragen werden können, erfragt die Fachkraft in einem ersten Schritt, wer von den Teilnehmenden diese App kennt. Um eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen, wird das allgemeine Prinzip der App und ihre Funktionsweise den Teilnehmenden erklärt, sodass sich alle an der folgenden Diksussion beteiligen können. Für die erneute Verdeutlichung des Gesagten und um zeitgleich einen Einstieg in das Gespräch über BeReal zu erleichtern, werden den Teilnehmenden zwei bis drei TikTok-Videos im Zusammenhang mit der App gezeigt. Die Suche nach solchen Kurzvideos kann mit der Suche nach dem Hashtags #BeReal auf der Plattform TikTok erleichtert werden. Dies ist ohne vorherige Anmeldung auch im Webbrowser möglich.

Auf Basis dessen, fängt die Fachkraft ein Gespräch über die App BeReal an. Dabei können Erfahrungen, die die Teilnehmenden bereits mit der Appg emacht haben aufgegriffen werden, wie beispielsweise was sie bereits darüber geteilt werden. Zudem kann nach Aspekten gefragt werden, die den Teilnehmenden an dieser App gefallen und auch solche, die sie stressen oder nerven. Dabei können die Teilnehmenden aus eigenen Erfahrungen sprechen, sofeern bereits welche gemacht werden und zeitgleich aber auch von ihren Vorstellungen darüber. Dabei hinterfragen die Teilnehmenden ihre individuelle (potenzielle) Nutzung. Außerdem sollen die Chancen und Herausforderungen der App dargestellt und im Plenum diskutiert werden. Dabei ist es wichtig, dass die Fachkraft die Möglichkeiten und Schwierigkeiten im Gleichgewicht beleuchtet. Um eine möglichst offene Diskussion zu ermöglichen, sollte die Fachkraft nicht über die Perspektive der Kinder und Jugendlichen urteilen.

Abschließend werden die Teilnehmenden noch einmal aktiv. Sie bekommen die Aufgabenstellung, ihre individuelle Meinung zu BeReal mithilfe eines Medienproduktes darzustellen. Das Medienprodukt ist in diesem Fall die Erstellung eines Bildes im BeReal-Format. Hierbei nutzen die Teilnehmenden ebenfalls die Plattform Canva.Die Fotos dafür nehmen sie selbst auf. Falls die Teilnehmer*innen kein „BeReal“ erstellen möchten, können sie auch ein Meme produzieren. Die Arbeitsphase findet in Kleingruppen statt. Im Anschluss werden die Ergebnisse im Plenum präsentiert und diskutiert.

Stärken der Methode

Die Methode eignet sich, um mit Jugendlichen gemeinsam über die App BeReal zu sprechen. Dabei geht es vor allem darum, der Perspektive von Kindern und Jugendlichen Raum zu geben. Gleichzeitig werden Themen wie Datenschutz und Privatsphäre, Selbstdarstellung und Druck angesprochen. Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei auf spielerische Art und Weise, eine App kritisch zu betrachten und gleichzeitig ihr eigenes Nutzungsverhalten zu reflektieren.