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Like, Comment, Subscribe – Eine aktive und involvierte Fanbase gibt Influencer*innen nicht nur ein gutes Gefühl. Die emotionale Bindung, also die parasoziale Beziehung, welche die Fans zu ihnen aufbauen, ist vielmehr das Fundament ihres Geschäftsmodells. Denn ihr (monetärer) Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie verbunden sich ihre Follower*innen ihnen als Person sowie ihren Inhalten fühlen. Zum einen sind eine große Reichweite und eine hohe Involviertheit der Followerschaft die Währung der Influencer*innen, wenn es um Kooperationen mit Unternehmen geht. Zum anderen sind emotional verbundene Fans eher bereit, Geld direkt an ihre Lieblings-Influencer*innen auszugeben, also beispielsweise kostenpflichtige Angebote ihrer Idole zu nutzen, bei Streams zu spenden oder Merchandise zu kaufen.  

Mehr Einnahmequellen durch neue Technologien 

Beim Influencer*innen-Marketing sind die Creator*innen stets darauf angewiesen, dass Unternehmen sie als passende Werbepartner*innen identifizieren und dafür entsprechend entlohnen. Das Aufkommen neuer Technologien und Plattformen eröffnet den Influencer*innen nun immer mehr Wege, um aus parasozialen Beziehungen auch direkten Profit zu schlagen. Zum einen sind hier Livestreaming-Plattformen wie Twitch zu nennen, bei denen die Zuschauenden während des Livestreams Geldbeträge überweisen können, sogenannte „Donations“. Streamer*innen erzielen hierbei zum Teil beträchtliche Geldbeträge, da eine Vielzahl von Zuschauer*innen ihnen jeweils kleine, vereinzelt sogar größere „Spenden“ zukommen lässt. Weiterhin erfreuen sich Abonnement-Modelle immer größerer Beliebtheit. Dienste wie beispielsweise OnlyFans oder Patreon ermöglichen es, exklusive Inhalte kostenpflichtig anzubieten. Auch auf Instagram wurde dieses Modell vor einiger Zeit integriert.

Ein aktuelles Beispiel aus der deutschen Influencer*innen-Landschaft zeigt zudem, dass auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz in Zukunft eine weitere Möglichkeit für Creator*innen sein könnte, um zusätzliche Einnahmen zu generieren: Die YouTuberin und Streamerin Fibii hatte im Dezember 2024 einen eigenen Chatbot auf den Markt gebracht, der mithilfe von künstlicher Intelligenz das Schreibverhalten der Influencerin imitieren sollte. Die sogenannte “Fibii AI” sollte ihren Fans das Gefühl geben, direkt mit ihrem Idol zu chatten. In die Anwendung war jedoch eine Bezahlschranke integriert: Wer ohne Begrenzung mit der KI chatten wollte, musste ein Abonnement abschließen. Nach großer öffentlicher Empörung über diesen Schritt, nahm Fibii den Chatbot sehr schnell wieder vom Markt. Der Vorwurf: Sie habe die parasoziale Beziehung zu ihren Fans ausgenutzt, um damit Geld zu verdienen und vor allem ihren jüngeren Fans „das Geld aus der Tasche zu ziehen“.   

Herausforderungen für Jugendliche 

Ob wissentlich oder unwissentlich, ob jugendlich oder erwachsen: Die meisten Menschen befinden sich in parasozialen Beziehungen. Das ist per se nichts Schlechtes – das begeisterte Verfolgen von Influencer*innen kann sich gut anfühlen und ein Gefühl von Gemeinschaft erzeugen. Besonders während einer von Unsicherheit und Instabilität geprägten Phase wie der Pubertät, können solche Idole eine wichtige Orientierungshilfe darstellen. Parasoziale Beziehungen bergen jedoch gerade in diesem Alter die Herausforderung, dass die Jugendlichen ihren Influencer*innen-Vorbildern und deren Aussagen unkritisch gegenüberstehen. Bei kostenpflichtigen Angeboten, welche ihnen das Gefühl vermitteln ihren Lieblings-Creator*innen noch näher zu sein, besteht deshalb das Risiko, dass sie sich dazu verleiten lassen, unreflektiert Geld auszugeben. Die große Herausforderung besteht vor allem darin, dass neue Technologien wie KI oder Plattformen wie OnlyFans und Co. von Influencer*innen bewusst dazu genutzt werden, ihren Fans ein Gefühl immer größerer Nähe zu verkaufen. Dies zu durchschauen ist nicht immer leicht, wenn die Bewunderung für das digitale Vorbild groß ist.

Tipps und Hinweise

Es ist empfehlenswert, einen kritischen Umgang mit den Social-Media-Vorbildern und besonders gegenüber deren kostenpflichtigen Angeboten zu fördern. Hierbei ist es für pädagogische Fachkräfte zunächst wichtig, die verschiedenen Wege zu kennen, mit denen Influencer*innen parasoziale Beziehungen monetarisieren und zu verstehen, warum diese Angebote für die Jugendlichen spannend sind. Dass die Jugendlichen ihre Lieblings-Creator*innen mit großer Begeisterung verfolgen und ihren nah sein wollen, ist dabei völlig normal. Jedoch sollte man ihnen bewusst machen, dass die Online-Beziehung zu ihren Idolen keinen Ersatz für Freundschaft und Verbundenheit im echten Leben bietet und auch kostenpflichtige Angebote diese Nähe nicht erzeugen können. Gespräche können dabei helfen, zur Reflexion anzuregen und zu überlegen, ob es sinnvoll ist, das eigene (Taschen-)Geld für den Support von Content-Creator*innen auszugeben. Weitere Tipps zum Umgang mit Geld bietet dieser Artikel.