Love Scamming
Das Internet lebt von sozialen Interaktionen zwischen User*innen. Doch nicht immer ist klar, wer sich hinter den jeweiligen Profilen verbirgt. User*innen können deshalb schnell Opfer von sogenanntem Love Scamming werden.
Was ist Love Scamming?
Love Scamming (auch Romance Scamming genannt) beschreibt eine moderne Form des Internetbetrugs. Betrüger*innen spielen den Betroffenen dabei mithilfe von Fake-Profilen eine Liebesbeziehung vor, meist mit der Absicht sie finanziell auszunutzen. Die Betrüger*innen suchen sich ihre Opfer oft über Soziale Netzwerke oder Online-Dating-Plattformen. Dabei haben sie es besonders häufig auf vulnerable Personen, beispielsweise Menschen mit Lernschwäche oder Behinderung abgesehen.
Vorgehen der Täter*innen
Zu Beginn der Interaktion überschütten die Love Scammer*innen ihre Opfer mit Komplimenten und zeigen Interesse an deren Leben. Dieses Vorgehen wird auch als „Love Bombing“ bezeichnet. Ziel dabei ist es, dass sich das Opfer möglichst schnell in den*die Betrüger*in verliebt. Dafür nehmen sich die Betrügenden auch häufig viel Zeit, um eine möglichst starke Bindung und großes Vertrauen aufzubauen.
Für den Love Scam verwenden die Betrüger*innen ein Profil, auf dem sie sich möglichst attraktiv und erfolgreich inszenieren. Meist erfinden sie dazu ungewöhnliche oder interessante Lebensgeschichten, um spannender auf potentielle Opfer zu wirken. Auch Schicksalsschläge wie (z.B. Tod, Scheidung, Jobverlust etc.) werden häufig in die Erzählungen der Betrüger*innen eingebunden.
Sobald die Opfer ein persönliches Treffen vorschlagen, ändern die Betrüger*innen ihr Vorgehen. Plötzlich scheinen sie in Schwierigkeiten zu sein und benötigen monetäre Unterstützung. Dabei wird vor allem emotionaler Druck aufgebaut. Situationen für die die*der Betrüger*in Geld benötigt können beispielsweise sein:
- ein Ticket, um nach Deutschand zu kommen
- Geldnot auf einer Auslandsreise
- ein Autounfall
- Diebstahl von Kreditkarten oder Pässen
- ein teurer Krankenhausaufenthalt
Auch kann es dabei passieren, dass Kompliz*innen (z.B. ein vermeintlicher Freund, Ärztin oder Polizist) Kontakt mit dem Opfer aufnehmen, um die angebliche Notlage zu bestätigen. Manchmal verlangen die Betrüger*innen auch eine Kopie des Personalausweises oder Reisepasses, z. B. um ein gemeinsames Konto zu eröffnen. Die erhaltenen Dokumente verwendet sie dann, um Ausweise zu fälschen. Auch das Erbitten einer Einladung nach Deutschland als Unterstützung für Visumsantrag ist eine gängige Praxis unter den Betrüger*innen. Teilweise wird muss auch eine abgebliche Gebühr an das Herkunftsland, aus dem der*die Scammer*in stammt gezahlt werden, um die Ausreise zu ermöglichen.
Love Scamming erkennen
Um Love Scamming als solches zu erkennen, gibt es einige Punkte, die überprüft werden können. Zum einen verwenden Betrüger*innen häufig gefälschte Fotos. Falls die Fotos tatsächlich eine echte Person zeigen, wurden die Bilder oft speziell für die Scam-Masche angefertigt. Meist stammen sie aus einer Fotostrecke, in denen sich Posen und Kleidung ähneln. Bei weiblichen Profilen zeigen sich die Betrügerinnen oft freizügig, bei männlichen Profilen tragen die Betrüger teilweise Uniform. Viele der Bilder, die für solche Scamming-Profile verwendet werden, sind allerdings gestohlen und zeigen nicht die Person, für die sich der*die Scammer*in ausgibt. Die Echtheit der Bilder kann mithilfe der Google-Rückwärtssuche überprüft werden. So zeigt sich, ob die Bilder von einem anderen Social Media Profil stammen. Allerdings können Bilder auch gefälscht sein, wenn sie nicht über die Google-Suche zu finden sind. Beispielsweise könnte der*die Täter*in sie mit einer KI erstellt haben.
Im Profil des*der Täter*in können noch weitere Hinweise auf den Scam gegeben sein. Ist ein Profil beispielsweise erst vor Kurzem erstellt worden, kann dies ein Anzeichen für ein Fake-Profil sein. Auch eine geringe Anzahl an Kontakten oder wenige Likes und Kommentare auf Beiträge können für ein Fake-Profil sprechen. Meist kann auch eine kurze Überprüfung mithilfe einer Suchmaschine (Namen, Adresse, Telefonnummer) Aufschluss darüber geben, ob es sich bei dem Profil um eine echte Person handelt. Manche Plattformen bieten zudem eine Verifizierungsfunktion an, um Fake Profile zu vermeiden. Generell gilt, dass Nutzer*innen nur Kontaktanfragen von bekannten Profilen annehmen sollten. In manchen Situationen kann es sich anbieten, einen Videochat zu führen, um sicher zu gehen, dass es sich wirklich um die besagte Person handelt. Allerdings kann ein Videochat keinen Aufschluss über die Absichten der anderen Person geben.
Generell sollte ein kritischer Umgang geschult werden. Fangen fremde Personen unverhältnismäßig früh an, Komplimemte zu geben, könnte dies auf einen Scam hindeuten. Auch sollte niemals Geld überwiesen oder Kontodaten weitergegeben werden, wenn man die Person im echten Leben nicht kennt. Sollte man sich bei einem Kontakt unsicher sein, ob es sich um einen Love Scam handelt, kann es helfen, mit dem sozialen Umfeld zu sprechen. Häufig ist ein schlechtes Bauchgefühl bereits ein erster Hinweis auf einen möglichen Scam.
Wenn man bereits Opfer von Love Scamming geworden ist
Ist erst einmal Geld überwiesen, bleibt es meist nicht bei der einmaligen Bitte. Die Scammer*innen geben vor, in immer gravierenderen Problemen zu stecken und benötigen daher immer mehr finanzielle Unterstützung. Zu einem versprochenen persönlichen Treffen kommt es allerdings trotzdem nicht, denn die Betrüger*innen halten ihre Opfer mit Ausreden hin. Hört das Opfer auf, (mehr) Geld zu schicken, wird der Kontakt oft seitens der Täter*innen abgebrochen. Bereits ausgeführte Überweisungen können meist nicht rückgängig gemacht werden. Dennoch sollte der Betrug schnellstmöglich bei der Bank gemeldet werden. Generell gilt es, so viele Beweise wie möglich zu sammeln. Diese könnten zum Beispiel Chatverläufe oder Überweisungsbelege sein. Auch sollte umgehend eine Strafanzeige zu erstattet werden. Denn auch wenn noch kein Geld überwiesen wurde, kann es sein, dass die Betrüger*innen geteilte Dokumente nutzen, um weitere Straftaten zu begehen.
Tipps und Hinweise
Jugendliche sind oft auf sozialen Medien und in Online-Foren aktiv und können dort potenziell Opfer von Love Scamming werden. Um sie frühzeitig vor dieser Betrugsmasche zu schützen, ist es wichtig, sie umfassend aufzuklären. Besonders das Vorgehen solcher Betrüger*innen sollte thematisiert werden, damit Jugendliche typische Warnsignale rechtzeitig erkennen. Eltern und pädagogische Fachkräfte sollten Kindern und Jugendlichen als offene und vertrauenswürdige Ansprechpartnerinnen zur Seite stehen und ihre Sorgen ernst nehmen. Nur wenn sie sich verstanden fühlen und wissen, dass sie für ihre Online-Interaktionen nicht verurteilt werden, suchen sie aktiv den Rat von Erwachsenen.