Ich sehe was, was du nicht siehst – eine Abwandlung
Ich sehe was, was du nicht siehst – ein bekanntes Spiel unter Kindern. Aber was passiert, wenn die Person einem gegenüber wirklich nicht sehen kann. Er oder sie ist also blind. Mit Hilfe dieser Methode können Kinder und Jugendliche nachempfinden, wie es sich anfühlt eine Sehbehinderung zu haben, welche Unsicherheiten entstehen und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.
Technik und Material
- Tücher zum Verbinden der Augen
- ein technisches Gerät zum Fotografieren (z.B. Tablet oder Kamera)
Beschreibung der Methode
Bei dieser Methode geht es um ein Rollenspiel. Dafür gehen die Teilnehmenden jeweils zu zweit zusammen. Eine Person spielt die blinde Person und die andere die sehende Person. Der oder die Teilnehmende, die eine Person mit Sehbehinderung spielt kann entweder die Augen schließen oder sich diese mit einem Tuch verbinden lassen. Jede Gruppe bekommt nun ein technsiches Gerät zum Fotografieren (Tablet oder Kamera) und eine Aufgabe von der leitenden Person zugeteilt. Diese Aufgaben wurden von der Fachkraft im Vorhinein formuliert. Es geht darum, dass die nicht sehende Person ein Foto von der sehenden Person in Bewegung macht. Beispielaufgaben sind die folgenden: „Fotografiere eine rutschende Person“, „Fotografiere eine Person in der Luft (springend)“, „Fotografiere eine rennende Person“ oder auch „Fotografiere eine Person, die einen Purzelbaum macht“. Damit die nicht sehende Person überhaupt ein Foto machen kann benötigt sie die Unterstützung der sehenden Person, welche fotografiert wird. Zuerst soll ein passender Ort für das Foto gesucht werden. Bereits hier soll die sehende Person die blinde Person leiten und natürlich miteinbeziehen. Wie genau, entscheidet jedes Team für sich. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass die Person in der Rolle der nicht sehenden Person am besten die Arme nach vorne streckt, damit keine Unfälle passieren. Es muss deutlich gemacht werden, dass es hier um Vertrauen geht und niemand absichtlich gefährdet werden soll. Sobald ein passender Ort gefunden wurde, soll sich das Team gemeinsam überlegen wie sie das Foto umsetzen können und loslegen. Sie sollen vor allem darauf achten, wie sie bestimmte Hürden gemeinsam umgehen können.
Im Vorhinein sollte den Teilnehmenden noch deutlich gemacht werden, dass es nicht darum geht das perfekte Foto zu produzieren. Stattdessen soll anhand von „gescheiterten“ Fotos reflektiert werden, welche Schwierigkeiten entstehen, sobald eine Person nicht sehen kann und wie diese überwunden werden können. Für das Fotografieren wird den Teilnehmenden 10 Minuten Zeit gegeben. Nach Ablauf der Zeit können Rollen getauscht werden und jeder Gruppe wird eine neue Aufgabe zugeteilt (die Aufgaben können dabei eifnach zwischen den Gruppen getauscht werden).
Sobald jede*r Teilnehmende jede Rolle einmal gespielt hat, wählt jede Gruppe ihr bestes Bild aus und, wenn vorhanden, ebenfalls eins, dass nicht so gut gelungen ist. Diese Bilder werden gesammelt und in der gesamten Gruppe präsentiert. Für die Präsentation kann ein Beamer verwendet oder ein Padlet erstellt werden, wo jede Gruppe ein bis zwei Bilder hochladen kann und diese dann gemeinsam angeschaut werden. Wie Padlet funktioniert wird hier erklärt. Jede Gruppe kann nun von ihren Erfahrungen berichten und erzählen, wodrin die Schwierigkeit lag, wie es mit dem gegenseitigen Vertrauen geklappt hat und wie sich vor allem die nicht sehende, aber gleichzeitig auch die sehende Person gefühlt haben. Im Anschluss sollen Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfsangebote für den gemeinsamen Umgang zwischen Personen mit und ohne Behinderung besprochen werden.
Stärken der Methode
Mit Hilfe dieser Methode nehmen die Kinder und Jugendliche die Perspektive einer Person mit einer Sehbehinderung ein. Sie können direkt erleben, welche Schwierigkeiten sich ergeben und auf welche Form von Unterstützung diese angewiesen sind. Andersherum kann die Person, die die Rolle des*der Sehenden einnimmt reflektieren, welche Aufgabe diese einnehmen muss und wie die Unterstützung am besten funktioniert. Somit kann eine kritische Reflektion der Unterstützungsmöglichkeiten und Barrieren angeregt werden. Es kann ebenfalls erörtert werden, welche Hilfsmittel verwendet werden könnten um das vielelicht „perfekte“ Foto beim ersten Versuch zu erzielen (z.B. Sprache, Töne etc.). Zudem soll durch das gegenseitige Vertrauen eine gemeinschafltiche Atmosphäre geschaffen werden.