Glaube auf Social Media – Sportler*innen und Influencer*innen als Botschafter*innen der Kirche
Nicht nur auf dem Spielfeld, auch auf Social Media bekennen sich immer mehr Fußballprofis offen zu ihrem Glauben. Sie posten Bibelzitate, zeigen sich beim Gebet oder danken Gott nach einem erfolgreichen Spieltag. Einige nutzen ihre Reichweite und den damit verbundenen Einfluss gezielt, um andere für den Glauben zu gewinnen. Gerade mit Blick auf jüngere Zielgruppen sollte dieser Umgang kritisch hinterfragt werden.
Organisationen und Vorgehen
Es machen sich auch zahlreiche Organisationen den Einfluss der Fußballprofis für ihre Missionsarbeit zunutze. Dabei greifen sie auf bekannte Fußballer, vereinzelt auch Fußballerinnen als Testimonials zurück, reposten deren Beiträge oder vereinbaren Kooperationen mit ihnen. Die Organisationen “Ballers in God” und “Fußball mit Vision”, die mit diesen Methoden arbeiten, sind eng mit der evangelikalen Kirche verknüpft. Letztere führt sogar Projekte an Schulen durch, um mehr Jugendliche für den christlichen Glauben zu gewinnen. Die Idee: Der Fußball wird als Brücke genutzt, indem sportliche Vorbilder von Herausforderungen, Wendepunkten und dem „Halt im Glauben” erzählen.
Trend zur Religiosität
Aber auch über den Sport hinaus lässt sich die Tendenz erkennen, dass Religion im digitalen Raum eine immer wichtigere Rolle spielt. Influencer*innen wie Jana Hochhalter oder Lisa Mantler reden beispielsweise auf Social Media sehr offen über ihre Religiosität und finden damit großen Anklang. In der Musikszene ist Religion ebenso präsent: Das christliche Rap-Duo O’Bros zählt derzeit zu den beliebtesten Musiker*innen Deutschlands. Und auch der schon seit einiger Zeit anhaltende, Tradwife-Trend, welcher in vielen Fällen eng mit Religiosität verbunden ist, zeugt davon, wie traditionelle Rollenbilder und Glaubensvorstellungen auf Social Media neue Aufmerksamkeit und Anhänger*innen finden.
Herausforderungen
Einige der Organisationen und Freikirchen sind Teil evangelikaler Netzwerke oder stehen in enger Verbindung zu ihnen. Diese Strömung folgt in der Regel einem stark konservativen Bibelverständnis, bei dem Missionierung als zentrales Ziel gilt. Oft werden hier auch problematische Botschaften verbreitet: Homosexualität wird in vielen Bewegungen strikt abgelehnt und als Sünde abgetan. Auch die vermittelten Geschlechterbilder sind teilweise sehr fragwürdig; so wird beispielsweise die Auffassung vertreten, die Frau solle dem Mann untergeordnet sein.
Gerade auf junge Menschen, die noch keine gefestigte religiöse Identität entwickelt haben, können sich solche Inhalte prägend oder sogar schädlich auswirken. Wenn die emotional aufgeladenen Botschaften von ihren charismatischen Vorbildern transportiert werden, verstärkt dies den Einfluss noch zusätzlich.
Tipps und Hinweise
Für Eltern, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte ist es wichtig, mit Kindern und Jugendlichen offen über Glauben und Vorbilder ins Gespräch zu kommen. Viele junge Menschen finden darin Trost, Orientierung und ein Gefühl von Zugehörigkeit, was ein wertvoller Teil zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen kann. Zugleich ist es notwendig, über problematische theologische Strömungen aufzuklären.
Wenn Eltern mit ihren Kindern darüber sprechen, sollten sie darauf verzichten das sportliche oder mediale Idol pauschal abzuwerten, da dies oft zu Abwehr und Ablehnung führt. Sinnvoller ist es, gemeinsam genauer hinzuschauen: Welche Werte vermittelt diese Person? Wo fördern sie Gemeinschaft und Respekt und an welchen Stellen können sie zu Ausgrenzung oder Diskriminierung führen?