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Auf verschiedenen Social-Media-Plattformen verwenden Jugendliche immer wieder die Hashtags #egirl, #softgirl oder #vscogirl, wobei die Hashtags auch in der männlichen Form existieren. Damit sind Internetphänomene gemeint, deren Zugehörigkeit die Jugendlichen ausdrücken wollen. Die folgenden Ausführungen erklären, wie sich diese Trends äußern, welche Bedeutung sie für junge Menschen haben und was Eltern und Fachkräfte beachten sollten.

Soft-Girl und Soft-Boy

Vor allem Mädchen und junge Frauen versehen ihre Fotos und Videos mitdem Hashtag #softgirl. Soft-Boys sind hingegen kaum verbreitet. Charakteristisch für diesen Trend ist die starke Verniedlichung des eigenen Aussehens durch Make-up, Kleidung und Accessoires. Die Bezeichnung „Soft“ kommt durch den süßen Stil zustande aber auch daher, dass sich die Jugendlichen häufig emotionaler und empfindsamer verhalten. Soft-Girls kleiden und schminken sich in Anlehnung an die 1980er und 1990er Jahre. Die Powerpuff Girls und Hello Kitty dienen ebenfalls als Inspiration. Sie mögen gerne bunte Farben und niedliche Accessoires wie z.B. Haarspangen. Typisch ist zudem das Aufmalen von Herzen und Wolken auf die Wange. Bei diesem Phänomen machen sich junge Mädchen oftmals nur für Online-Auftritte als „Soft-Girl“ zurecht, kleiden oder schminken sich hingegen aber im realen Leben nicht speziell.

VSCO-Girl und VSCO-Boy

Unter dem Hashtag #vscogirl und #vscoboy wird ein bestimmter Lifestyle-Trend verstanden, bei dem die Jugendlichen auf verschiedenen Social Media Apps aktiv sind. Charakteristisch ist hier die Nutzung der Foto- und Videobearbeitungs-App „VSCO“. Vergleichbar ist der gesamte Stil mit einem Surfer-Lifestyle mit vermeintlich stärkerem Bewusstsein für Natur und Umwelt. Unter der Bezeichnung versteht sich oft ein bestimmter Typ Mädchen oder Junge: blond, schlank, groß und zumindest aus mittelgut situierten Familien, weil die Pflichtmarken des VSCO-Trends nicht gerade günstig sind. Die Jugendlichen lassen sich ebenfalls gerne an exotischen Orten fotografieren. Im Gegensatz zu den anderen Phänomenen hat sich der Look der VSCO-Girls und -Boys auch offline als Trend etabliert.

E-Girl und E-Boy

Der Hashtag #egirl oder #eboy findet sich ebenfalls auf diversen Plattformen. Dabei steht das „E“ für elektronisch und zeigt, dass der Trend hauptsächlich im Internet stattfindet. Inspirationen für den Stil sind z.B.  Emo und Goth. E-Girls tragen oft schwarze Kleidung, bunt gefärbte Haare und ein auffälliges Make-Up. Diese Form des Zurechtmachens trifft auch auf E-Boys zu, womit sie sich vom klassischen Männerbild abgrenzen. Im Gegensatz zu anderen Influencer*innen gewinnen sie ihre Follower*innen durch einfache Aufnahmen in ihrem eigenen Zimmer.  Bei diesem Trend steht nicht das perfekte Aussehen im Vordergrund, sondern das bewusste Anderssein. Der Elternguide hat zu diesem Phänomen einen ausführlichen Beitrag veröffentlicht.

Tipps und Hinweise

Jugendliche wollen sich ausprobieren, Trends nachgehen und Zugehörigkeit empfinden. Das trifft offline genauso wie online zu. Dass Trends mittlerweile sogar online entstehen und zum Ausdruck kommen, ist dementsprechend ganz normal. Für Erwachsene gilt, hier Verständnis zu zeigen und die Jugendlichen in ihren Bedürfnissen und Wünschen zu unterstützen. Gleichzeitig sollte ein reflektierter und kritischer Blick auf Offline- und Online-Phänomene gefördert werden. Zum Beispiel kann der Gebrauch bestimmter (teurer) Marken von VSCO-Girls und -Boys, genauso wie das Propagieren eines bestimmten Körperbilds, hinterfragt werden. Außerdem kann es passieren, dass Mädchen und Jungen online bestimmte Merkmale nachahmen, ohne deren Bedeutung zu verstehen. Das gilt zum Beispiel für bestimmte Posen von E-Girls und -Boys, die stark sexualisiert wirken, auch wenn sie ironisch gemeint sein sollen. Gerade bei jüngeren Teenagern kann es sein, dass sie sich der Zweideutigkeit der Posen nicht bewusst sind. Um einen Missbrauch von Bildmaterial entgegenzuwirken, sollten deshalb unbedingt die Privatsphäreeinstellungen überprüft werden und Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Trotz der kritischen Aspekte ist es wichtig den Jugendlichen ihren Freiraum zu lassen, um sich zu entwickeln. Für einen gemeinsamen Austausch ist gegenseitiges Verständnis die Grundlage. Dieses bietet eine gewisse Stabilität und Sicherheit. Das gemeinsame Erarbeiten und Recherchieren von Risiken kann dabei helfen, Jugendkulturen zu reflektieren und zu verstehen.

Erstellt am 27.07.2020