Navigation überspringen

Seit der Bundestagswahl 2017 versammeln sich rechtsextremistische Aktivist*innen auf der Plattform Discord, um dort rassistische Hetze zu verbreiten, öffentliche Debatten zu organisieren und politische Gegner oder Institutionen online zu attackieren.  Als virtuelle Trollfabrik getarnt, verfolgt die Gruppe „Reconquista Germanica“ das Ziel, die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) zu unterstützen. Sie selbst bezeichnen Reconquista Germanica als ein „satirisches Projekt von Gamer*innen und LARPer*innen (Live Action Rollenspieler*innen)“. Die Gruppe hat bereits 7.000 Mitglieder und ihr YouTube-Kanal 33.000 Abonnent*innen.

Virtuelles Wohnzimmer für Rechtsextremisten

Reconquista Germanica wurde von dem rechten, pro-russischen YouTuber Nikolai Alexander gegründet. Sein Kanal heißt ebenfalls Reconquista Germanica, welcher in Deutschland allerdings gesperrt wurde. Auf der Plattform Discord haben sich Rechtspopulist*innen und AfD-Fans zusammengeschlossen, um Online-Diskussionen zu manipulieren und zu beeinflussen. Nikolai Alexander sagt in einem Video, dass er den Onlineaktivist*innen ein Zuhause bieten möchte und den Wunsch hat, den größten nationalistischen Discord-Server in ganz Deutschland zu betreiben. Rechte Aktivist*innen können durch die Plattform auf ihre Projekte, Videos oder Artikel hinweisen oder sich mit anderen vernetzen und sich organisieren.

Militärisch strukturierte Organisation

Reconquista Germanica ist eine streng militärisch und hierarchisch organisierte Vereinigung, die mit Hilfe von Fake-Accounts in Social Media Plattformen populistische und abwertende Inhalte verbreitet. In der Organisation gibt es verschiedene Funktionen wie Oberbefehlshaber, Generäle, Offiziere, Gefreite und Rekruten. Virtuelle Erfolge werden mit einer Beförderung in einen höheren, virtuellen Rang belohnt. Dies soll sich später auch in der realen Gesellschaft bemerkbar machen. In den unterschiedlichen Gruppen gibt es verschiedene Aufgaben. So werden zum Beispiel Presseberichte gesammelt oder Memes (meistens Fotos mit pointierten Texten darüber) produziert, die sich häufig gegen Angela Merkel oder Geflüchtete richten.

Die Gegenbewegung: Reconquista Internet

Der Satiriker Jan Böhmermann gründete im Gegenzug zu Reconquista Germanica die Initiative „Reconquista Internet“ gegen Hass und Hetze im Internet. Die digitale Bürgerrechtsbewegung steht für „Liebe und Vernunft im Internet und eine Zivilisierung des gesellschaftlichen Diskurses in den sozialen Netzwerken“. Reconquista Internet hat bereits über 60.000 Mitglieder, die es sich zum Ziel gemacht haben, Hashtags zu kapern, Einfluss auf Umfragen zu nehmen und beleidigende Kommentare freundlich zu beschwichtigen. Die Teilnehmer*innen von Reconquista Internet organisieren sich ebenfalls über die Chat-App Discord. Dort treffen sie inhaltlich Absprachen oder entwickeln Aktionen gegen Hass und Hate Speech. Aktuell ist die Internetseide jedoch nicht erreichbar.

Erstellt am 01.08.2018