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Social Media ist für viele Menschen ein zentraler Bestandteil des alltäglichen Lebens und dient nicht nur der Kommunikation, sondern auch dem Austausch und der Aufnahme von Informationen. Darüber hinaus ist Social Media in der heutigen Zeit für das Lesen von Nachrichten für viele Menschen essentiell geworden. Umso wichtiger ist es deshalb, den Zugang zu Informationen auf Social Media für alle zu ermöglichen.

Besonders für Menschen mit Behinderung kann das Erfassen von Informationen, die über Social Media geteilt werden, mit einigen Hürden verbunden sein. Glücklicherweise gibt es bereits einige Tools und Einstellungen, die eine Teilhabe für Menschen mit Einschränkungen in Seh- und Hörvermögen ermöglichen. Als Ersteller*in von Beiträgen auf Social-Media-Plattformen gibt es diesbezüglich einige Aspekte, die beachtet werden können, um Menschen mit Behinderung den Zugang und das Verständnis der Inhalte zu erleichtern.

Wie können Social-Media-Kanäle barrierefrei agieren?

Auf Screenreader angepasste Texte

Für Blinde und sehbehinderte Menschen sind sogenannte Screenreader von großer Bedeutung. „Screenreader“ ist dabei ein Oberbegriff für verschiedene Softwares, die es Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit ermöglichen, geschriebene Texte zu erfassen, indem diese vorgelesen werden. Teilweise können die Texte auch in tastbare Signale umgewandelt werden. Der Screenreader hilft nicht nur bei der Aufnahme von Informationen, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in der Navigation. Die Anwendung kann nicht nur für blinde und sehbehinderte Menschen, sondern auch für ältere Menschen oder Menschen mit kognitiven Einschränkungen hilfreich sein, da die auditive Komponente zu einem größeren Verständnis beim Lesen beiträgt.

Damit der Screenreader auch alle Inhalte erfassen kann, sind bei der Erstellung einige Regeln zu beachten. Zwar können die Programme Texte und Emojis problemlos vorlesen, weniger bekannte Abkürzungen werden aber oft nicht als solche erkannt und entsprechend falsch vorgelesen. Auch Hashtags können ein Problem darstellen. Denn der Screenreader liest die häufig auf Instagram verwendeten Tags als ein Wort vor, auch wenn sie aus mehreren Wörtern zusammengesetzt sind. Um dies zu vermeiden, können Hashtags, die aus mehr als einem Wort bestehen, durch Großbuchstaben abgetrennt werden. Dann kann der Screenreader die einzelnen Wörter besser erkennen und gesondert vorlesen.

Alternativtexte

Wird eine visuelle Plattform verwendet, sind Alternativtexte für Blinde oder sehbehinderte Menschen besonders sinnvoll. Der Screenreader kann dann anstelle des Bildes eine Bildbeschreibung vorlesen. Dies ist insbesondere dann notwendig, wenn Texte Bezug zu einem Bild oder Video nehmen. Denn kann kein Text mithilfe eines Screenreaders vorgelesen werden, „verschwinden“ die Bildinformationen für blinde Menschen vollständig. Um den Alternativtext möglichst zugänglich zu gestalten, sollte das wichtigste zuerst beschrieben werden, anschließend kann auf Details des Bildes oder der Grafik eingegangen werden. Generell sollte die Beschreibung möglichst kurz und objektiv gehalten werden. Ein Bild sollte auch dann kurz beschrieben werden, wenn es nur ästhetischen Zwecken dient. Sollte im Bild ein Text vorhanden sein, gilt es diesen mit in den Alternativ-Text aufnehmen. Bei Grafiken sollte erst ein Gesamtüberblick geben werden und dann die einzelnen Daten genannt werden. Wenn bekannte Persönlichkeiten wie Politiker*innen auf den Bildern zu sehen sind, sollten diese beim Namen genannt werden.

So funktioniert die Eingabe von Alternativtexten auf verschiedenen Plattformen:

  • Instagram: Erst den Post vorbereiten, dann „weitere Optionen“ auswählen und unter „Barrierefreiheit: Alternativtext“ den entsprechenden Text eingeben. Eine Nachbearbeitung des Alternativtexts ist möglich.
  • X: Beitrag mit Bild hochladen, dann „ALT“ anklicken und Alternativtext eingeben. Eine Nachbearbeitung ist nicht möglich.
  • TikToK: Ein Alternativtext ist hier derzeit nicht möglich. Visuelle Inhalte der Videos sollten daher in der Textunterschrift erklärt werden.
Untertitel

Um Inhalte für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit zugänglich zu machen, sind Untertitel bei Videos unverzichtbar. Dabei sollte sich so nah wie möglich am Originaltext orientiert werden. Bei der Gestaltung der Untertitel sollte darauf geachtet werden, dass starke Kontraste gewählt werden. Ein übersichtliches Format sind beispielsweise zwei Zeilen an Untertiteln, bei dem die obere Zeile etwas kürzer als die untere ist. Für eine bessere Lesbarkeit sollten Untertitel zudem farblich unterlegt sein. Neben Untertiteln, können auch Übersetzungen in Gebärdensprache eingesetzt werden. Taube Menschen finden so Informationen in ihrer Muttersprache.

  • Instagram: Untertitel können automatisch generiert werden. Dafür muss im Sticker-Bereich die Auswahl „Captions“ getroffen werden. Hier können automatische Untertitel für Videos generiert werden oder das Video mit eigenen Untertiteln versehen werden.
  • TikTok: Erst muss das Video hochgeladen werden, dann auf den kleinen Pfeil für „weitere Optionen“ geklickt werden. Dort erscheint der Punkt „Untertitel“. Anschließend kann eine Sprache für die Untertitelung ausgewählt werden.
Grafiken

Bei Grafiken sollte auf gute Lesbarkeit geachtet werden. Dafür sollten beispielsweise Farben genutzt werden, die sich gut voneinander absetzen. Für Menschen mit Rot-Grün-Sehschwäche sind zum Beispiel Grafiken und Kontraste in diesem Farbspektrum nicht besonders gut geeignet. Hier sollte auf andere Farbtöne zurückgegriffen werden.

Einfache oder Leichte Sprache

Unter Einfacher Sprache versteht man eine vereinfachte Form der Alltagssprache, die besonders für Menschen mit Lern- und Leseschwäche einen wichtigen Teil zur (digitalen) Teilhabe beitragen kann. Um Beiträge auf Social Media für diese Menschen verständlicher zu gestalten, sollte Einfache Sprache verwendet werden. Auch durch den Screenreader vorgelesene Texte sind so leichter verständlich.

Auch Texte in Leichter Sprache sind stark vereinfacht, um Menschen mit kognitiven Schwierigkeiten oder Analphabet*innen das Lesen zu erleichtern. Im Gegensatz zur einfachen Sprache existiert für die leichte Sprache ein festes Regelwerk, das bei den Texten beachtet werden muss. Zudem müssen die Texte vor der Veröffentlichung durch eine offizielle Prüfgruppe kontrolliert werden.

Tipps und Hinweise

Die genannten Tipps können helfen, online geteilte Inhalte für mehr Menschen zugänglich zu machen. Fachkräfte sollten beim Teilen von Informationen darauf achten, wen sie ansprechen möchten und dabei auf ein inklusives Vorgehen achten. Eltern und Fachkräfte können Kinder und Jugendliche dafür sensibilisieren, dass es User*innen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten gibt und dies beim Teilen von Inhalten auf Social Media berücksichtigt werden sollte. Zudem gibt es zahlreiche Online-Kanäle, die sich mit Themen wie Inklusion und der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen auseinandersetzen. Eltern und pädagogische Fachkräfte können Kinder ermutigen, diese Inhalte zu entdecken. So sprechen beispielsweise Raul Krauthausen, Janina Nagel und Lydia Zoubek auf ihren Plattformen offen über ihre Behinderungen und setzen sich aktiv gegen Vorurteile in der Gesellschaft ein.