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Bei dem Begriff Datenschutz geht es primär darum, individuell selbst zu entscheiden, was mit den eigenen, personenbezogenen Daten passiert. Gesamtgesellschaftlich soll der Schutz des Menschen vor Datenmissbrauch durch Datenschutzmaßnahmen rechtlich gewährleistet werden.

Nahezu immer und überall hinterlassen Menschen digitale Spuren: Egal ob sie am heimischen Computer im Internet surfen, ein Smartphone benutzen, sich in öffentlichen-kameraüberwachten Räumen bewegen oder in Social Media Angeboten wie Facebook aktiv sind. Dabei sollte eigentlich jeder Mensch selbst entscheiden können, wer, wann und wie auf diese personenbezogenen Daten zugreifen darf. Doch oft wird dieses Recht auf informationelle Selbstbestimmung stark beeinträchtigt. Die Möglichkeiten, seine Privatsphäre effektiv zu schützen sind begrenzt, weshalb eine Auseinandersetzung mit dem Thema um so wichtiger ist. Zuerst geht es darum, sich klar zu werden, welche digitalen Spuren wir hinterlassen und von wem diese, mit welchem Interesse genutzt werden.

Was passiert beim Aufrufen von Internetseiten?

Beim Aufrufen einer Internetseite mit einem Computer, Smartphone oder Tablet-PC wird im Hintergrund eine kleine Datei im Rechner abgespeichert, die unter anderem eine Identifikationsnummer enthält. Das Setzen dieser sogenannten Cookies erleichtert, dem Betreibenden der besuchten Webseite, das Identifizieren des jeweiligen Gerätes. Wird also die Webseite ein wiederholtes Mal besucht, wird dies erkannt und eventuell für Werbezwecke genutzt. Diese als Tracking bezeichnete Methode der Identifikation ermöglicht nicht nur die Weitergabe der Seitenbesuche an die Betreibenden der Internetseiten, sondern auch die Übermittlung der Daten an Werbefirmen oder an große Unternehmen wie Google und Facebook. Mit den Seitenbesuchen kann daher über jeden Nutzenden ein Profil erstellt werden, in dem Vorlieben und Gewohnheiten vermerkt sind. Befürchtungen von Datensammlung im großen Stil stehen im Raum: Unternehmen, Versicherungen und Banken könnten mit diesen Daten zum Beispiel entscheiden, wer eingestellt wird, wer wie viel für seine Versicherung zahlen muss und wer einen Kredit bekommt oder nicht. Um dieses Tracking zumindest ein wenig zu erschweren, ist es empfehlenswert, den Verlauf der besuchten Internetseiten und die Cookies regelmäßig zu löschen. Unabdingbar ist in jedem Fall, egal ob Handy, Tablet oder Computer und unabhängig vom Betriebssystem, die Verwendung einer Antivirus-Software, um das Eindringen von Schad- und Spionagesoftware und Trojanern auf diesen Geräten zu erschweren.

Wir wissen, wo du bist!

Doch nicht nur das wiederholte Aufrufen einer Internetseite wird protokolliert, auch der Standort des Rechners ist mit relativer Genauigkeit identifizierbar. Damit nämlich die im Browser eingegebene Webseite überhaupt angezeigt wird, ist eine Adresse, die sogenannte IP-Adresse notwendig, quasi die Hausnummer des suchenden Rechners. Da jede dieser IP-Adressen einer geografischen Region zugeordnet ist, kann der jeweilige Standort relativ genau ermittelt werden.

Um die IP-Adresse und damit den Standort zu verschleiern und das Surfverhalten zu anonymisieren, gibt es bei einigen Antivirenprogrammen spezielle Tools. Dabei wird der eigene Datenverkehr auf einen Server, meist im Ausland, umgelagert. Etwas komplizierter arbeiten Zusatzprogramme wie Tor, die den Datenverkehr verschlüsselt auf mehrere Server aufteilen. Damit ist es zum Beispiel nicht mehr ohne weiteres möglich den Standort und das Suchverhalten zu protokollieren. Ein Stück weit noch sicherer und anonymer ist es, zwischen dem eigenen Rechner und dem Server, von dem aus alle Aktionen im Netz gestartet werden, via Software quasi einen „Tunnel“ zu einem VPN Server (Virtual Private Network) zu „graben“. Die Daten gelangen dann durch den Tunnel samt einer Verschlüsselung zu Servern des jeweiligen VPN Anbieters. Von diesen Servern aus, wird dann der Datenverkehr mit einer neuen IP- Adresse weitergeleitet. Eine Rückverfolgung der Internetaktivitäten von Dritten wird damit überaus schwierig. In den meisten aller Fälle ist die Nutzung der VPN Server kostenpflichtig, und in vielen Fällen überaus hilfreich. Vor allem in Ländern mit staatlicher Zensur arbeiten Journalisten mit dieser Technik. Aber auch Kriminelle nutzen diese Dienste, um ihre Aktivitäten zu verschleiern.

Ein Sonderfall hierzu: Eltern möchten natürlich immer sehr gerne wissen, wo sich ihre Kinder aufhalten. Und interessant ist es ja vielleicht auch, wo sich gerade die geliebten Freunde befinden. Daher gibt es inzwischen Ortungs-Apps für fremde Smartphones, die genau dies gewährleisten. Bislang ist stets die generelle Zustimmung der zu ortenden Person erforderlich. Damit dann aber nicht eine permanente Überwachung des eigenen Aufenthaltsortes erfolgt, sollte der jeweilige Standort unbedingt nur temporär erlaubt werden.

Viele Apps haben Zugriff auf umfangreiche persönliche Daten

Mit dem Siegeszug der Smartphones und Tablets ist stets auch die Verwendung von Apps, den kleinen Anwendungs-Programmen, verbunden. Apps erleichtern die Bewältigung des Alltags, Apps können kreative Gestaltungswerkzeuge sein, ermöglichen die Kommunikation mit Freunden oder die Orientierung in fremdem Terrain. Gerade Jugendliche verwenden dabei gerne kostenlose Angebote, ohne dabei im Blick zu haben, dass gerade diese Gratisangebote meist mit einer sehr umfassenden Freigabe von Berechtigungen erkauft wird. Wer würde im realen Leben wildfremden Leuten sein Telefonbuch, seinen aktuellen Aufenthaltsort oder sein privates Bilderalbum ohne weiteres zur Verfügung stellen? Doch im Zeitalter digitaler Kommunikation ist so eine Freigabe persönlicher Daten völlig üblich. Es wird zudem bei der Nutzung einer App kaum bewusst, dass diese Freigaben für die gesamte Nutzungszeit der App erteilt wurden.

Bequem und sicher: Alle meine Daten in der Cloud?

Nicht nur Firmen, auch immer mehr Privatpersonen lagern ihre ständig wachsenden Datenmengen vom Rechner, Smartphone und Tablet auf Cloud-Dienste aus. Bequem ist das vor allem deshalb, weil sich die Daten synchronisieren lassen und damit auf allen Endgeräten gleichermaßen zur Verfügung stehen. Meist stehen jedoch die Server, die diese Dienstleitung zur Verfügung stellen, im Ausland. Vor allem Dienste außerhalb der Europäischen Union haben dabei leider sehr lockere Datenschutzbestimmungen. Es ist zu befürchten, dass die Daten dort nicht unbedingt vor fremden Zugriffen sicher sind. Cloud-Anbietende können meist ohne weiteres auf die hinterlegten persönlichen Daten zugreifen, diese manipulieren oder an Dritte weitergeben.

Mit Freund*innen in Kontakt bleiben: Messenger

Die SMS hat inzwischen weitgehend ausgedient, um mit anderen in Kontakt zu bleiben. Aktuell erfüllen Messenger eleganter und komfortabler diese Funktion. Aber wie sicher sind diese Dienste? Inzwischen werden alle Text-Chats von fast allen wichtigen Messenger Diensten verschlüsselt übertragen. Sehr einfach gesagt, wird beim Versenden die jeweilige Nachricht in einen Umschlag und dieser wiederum in einen weiteren mit der Empfangsadresse gesteckt. Anschließend wird dieser äußere Umschlag, und damit auch die Adresse des Absenders, vom Server des Dienstes entfernt. Der Umschlag mit der Nachricht wird dann in einen neuen Umschlag mit der Empfangsadresse gepackt und weiter geschickt. Während dieses ganzen Prozesses der Übermittlung bleibt somit der innere Umschlag mit der Nachricht absolut ungeöffnet. Dieser Umschlag kann erst beim Empfang auf dem betreffenden Gerät geöffnet, d.h. entschlüsselt werden. Auch der Marktführer WhatsApp hat inzwischen eine Verschlüsselungstechnologie eingeführt. Dennoch können, über den Standort der betreffenden Geräte und den Nummern der jeweiligen Smartphones, Schlüsse über die Sender und Empfänger der Nachrichten gezogen werden. Zudem werden Bilder und Videos bei WhatsApp momentan noch nicht verschlüsselt übertragen, was diese Problematik weiter verschärft. Kritisierbar ist auch, dass WhatsApp, bei der Erstinstallation das gesamte private Adressbuch auf Servern in den USA abspeichert. Natürlich gibt es inzwischen andere, interessante Alternativen, wie etwa Threema, mit Sitz in der Schweiz, oder den, durch Spenden finanzierten, nicht-kommerziellen Messenger Signal, der vor allem von der Open Source Szene favorisiert wird.

Ich „like“, also bin ich!

Jugendliche tauschen gerne ihre Meinungen aus und beziehen Stellung zu Themen, die ihnen wichtig sind. Ein „Like“, zum Beispiel bei Facebook, erfüllt dabei inzwischen eine nicht zu unterschätzende Funktion. Ohne lange Begründungen kann unkompliziert zu einem Sachverhalt die eigene Meinung geäußert werden. Statusmeldungen über die aktuelle Befindlichkeit, oft mit Bildern, ergänzen dabei die Attraktivität gerade dieses Netzwerkangebots. Ebenfalls beliebt bei Jugendlichen sind Instagram und Snapchat. Ganz gleich, wie intensiv dabei der jeweilige Social Media Dienst genutzt wird, klar ist, dass hier jeweils ein sehr konkretes Bild der eigenen Persönlichkeit öffentlich präsentiert wird. Dieses Profil kann entsprechend kommerziell für zielgruppenspezifische Werbung oder auch bei Einstellungsverfahren von Firmen ausgewertet werden. Daher ist es wichtig, sich klar zu machen, was genau veröffentlicht wird und wer Einblick in das jeweilige Profil oder den Account bekommen darf. Auch wenn es Mühe macht: Der Blick in die Einstellungsmöglichkeiten bei sozialen Netzwerkdienstleistungen, vor allem wer auf mein Profil zugreifen darf, ist unabdingbar. Nicht zu vernachlässigen ist dabei natürlich auch, dass die, für einen eingeschränkten Nutzerkreis freigegebenen, Profil-Daten von diesen wiederum weitergegeben werden könnten.

Angst vor Big Data?

Mit Big Data ist das Verknüpfen der riesigen unterschiedlich erhobenen Datenmengen gemeint, die inzwischen täglich anfallen: Ob durch das Surfen im Internet, das Synchronisieren digitaler Kalender auf mobilen Medien, das Benutzen internetbasierter Fitness-Uhren oder durch das Zahlen mit Bonus- oder Kundenkarten wie Payback. Wir hinterlassen damit überall und jederzeit digitale Spuren, die veknüpft werden können. Zudem steigt durch das sogenannte „Internet der Dinge“ die Datenflut kontinuierlich: Smart-TVs, die Geschehnisse vor dem heimischen Fernsehgerät auswerten, sprachgesteuerte Geräte wie das Amazon Echo Dot, die unter anderem Musik bereitstellen, knifflige Rechenaufgaben lösen oder Heimgeräte steuern oder auch vernetztes Kinderspielzeug, das in Echtzeit direkt via Internet mit dem Hersteller verbunden ist, – dies sind nur einige Beispiele dafür, wie das „Internet der Dinge“ zunehmend die Privatsphäre durchdringt. Diese unüberschaubare Menge an zu verknüpfenden Daten kann zu verschiedenen Zwecken, mit meist demselben Ziel, eingesetzt werden: Durch die Auswertung werden Prognosen und Profile zu individualisierten Werbezwecken erstellt.

Ich habe doch nichts zu verbergen!

Viele Menschen haben jedoch gar keine Angst davor, dass ihre persönlichen Daten genutzt und ausgewertet werden, ganz nach dem Motto: „Ich habe doch nichts zu verbergen!“. Doch leider werden dabei gerne einige Problemstellungen ausgeblendet. Hierzu ein Beispiel: Über Fitness-Uhren lässt sich eine recht gute Aussage über die Gesundheit eines bestimmten Menschen treffen. Wird diese Aussage mit den Einkaufs-Daten von Zahlungssystemen wie Payback, den Käufen im Internet, den Bewegungsprofilen der GPS- oder Android- Auswertung (die zeigt, in welcher Art und Weise sich eine Person bewegt) verknüpft, kann das mit der Auswertung des Facebook-Profils abgeglichen werden. Damit lassen sich Prognosen über den Gesundheitszustand einer Person und deren individuelles Risikopotential entwickeln. Gelangen diese Daten in falsche Hände, zum Beispiel in die Hände von Kranken- oder Lebensversicherungen, kann dies enorme Probleme aufwerfen. Während personenbezogene Risikozuschläge bei gesetzlichen Krankenversicherungen unüblich sind, kommen sie bei Lebens-Versicherungen bereits zum Einsatz.

Gravierender sind jedoch die Auswertungen der Daten im psychosozialen Bereich. Durch Rechenoperationen, den Algorithmen, können individuelle Vorlieben, Einstellungen und Meinungen
aus den individuellen Spuren im Netz abgeleitet werden. Zusammen genommen ergibt sich ein ziemlich genaues Bild der sozialen, politischen und sexuellen Präferenzen einer Person. Diese Ergebnisse werden aber nicht nur für individualisierte Werbung genutzt, sondern auch generell für die Nachrichtensortierung in Social Media. Dahinter steckt allerdings nicht primär das Kalkül, die Gesellschaft in kleine Meinungsgruppen zu separieren, die sich gegenseitig bestätigen. Vielmehr geht es darum, für die Nutzenden ein angenehmes Umfeld zu schaffen, damit sie die betreffende App weiterhin nutzen. Doch wenn bei der Zusammenstellung von Nachrichten im Internet eine Sortierung und Filterung der Meldungen, in Richtung meiner eigenen Meinung und Interessen, stattfindet, bewegen sich Menschen zunehmend in sogenannten „Filter Blasen“, quasi in digitalen Echokammern: Ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, wird somit immer schwieriger.

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Erstellt am 12.02.2018