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Lesen findet längst nicht mehr ausschließlich allein auf dem Sofa statt. Auf Social Media haben sich aktive Communities entwickelt, in denen junge Nutzer*innen Bücher teilen, besprechen oder eigene Werke verfassen. Auch das derzeit beliebte Genre Dark Romance“ spielt dort eine wichtige Rolle. 

Social Reading Plattformen 

Social-Reading-Plattformen verbinden die Prinzipien von klassischen Buchclubs mit denen von digitalen Communities. Hierzu treffen sich Nutzer*innen auf Plattformen wie „Goodreads” (im englischsprachigen Raum) oder „Lovelybooks” (im deutschsprachigen Raum), um Bücher zu diskutieren, Zitate zu teilen und sich über Figuren oder Handlungsstränge auszutauschen.  

Eine besondere Rolle spielt „Wattpad”, eine Plattform, auf der nicht nur gelesen, sondern vor allem geschrieben wird. Jugendliche sowie Erwachsene veröffentlichen dort eigene Geschichten, oft sogenannte Fan-Fiction, und können damit ein großes Publikum erreichen. Hochgeladene Inhalte sind allerdings nicht immer altersgerecht. Neben gängigen Genres wie Fantasy oder Abenteuer finden sich auf Wattpad auch Kategorien, in denen Erotik, stark sexualisierte Sprache und problematische Beziehungskonstellationen vorkommen. Da die Plattform ab 13 Jahren freigegeben ist, können auch jüngere Nutzer*innen auf diese Inhalte stoßen. 

BookTok 

BookTok ist zwar keine eigenständige Plattform, erfüllt jedoch als Community eine ähnliche Funktion. Unter dem Hashtag #BookTok werden auf TikTok kurze, oft kreative Videos veröffentlicht, in denen Nutzer*innen Bücher in die Kamera halten, Empfehlungen geben oder Inhalte diskutieren. BookTok dient damit weniger als Archiv gelesener Bücher, sondern vielmehr als Inspirations- und Trendquelle. Viele Bücher verdanken ihren Erfolg mittlerweile dieser Community. 

Dark Romance  

Ein ebenfalls sehr beliebtes Genre, das auf Social Media, unter anderem auf BookTok, große Aufmerksamkeit erhält, ist „Dark Romance”. Auch viele der auf Wattpad veröffentlichten Geschichten gehören zu diesem Genre, das sich durch intensive, oft düstere Liebesgeschichten auszeichnet. Im Mittelpunkt stehen Machtgefälle, extreme Leidenschaft, Obsession und moralisch ambivalente Charaktere. Die Romane sind meist von Frauen für Frauen geschrieben und bewegen sich bewusst in einer fiktiven Grauzone. Viele Fans betonen, dass die Geschichten fiktiv sind, dennoch tauchen häufig Motive wie toxische Beziehungen, Stalking, Entführungen oder Machtmissbrauch auf. Auch Erotik und BDSM-Elemente werden oft integriert. 

Herausforderungen 

Kritisch wird es, wenn junge Leser*innen, die noch kein gefestigtes Bild von gesunden Beziehungen haben, die dargestellten Verhaltensweisen als normal oder romantisch wahrnehmen. In vielen Dark-Romance-Geschichten ist der männliche Protagonist der weiblichen Figur überlegen – gesellschaftlich, finanziell, körperlich oder emotional. Gewalt oder übergriffiges Verhalten wird teilweise als Ausdruck von Liebe dargestellt. Der im Genre verankerte Wunsch nach Dominanz und Unterwerfung zeigt zudem Parallelen zu Social-Media-Trends wie „Tradwives“, die traditionelle Geschlechterrollen idealisieren. 

Jedoch gilt: Nicht jede Dark-Romance-Geschichte ist automatisch problematisch. Das Genre umfasst ein breites Spektrum: Von Erzählungen, die stereotype Rollenbilder reproduzieren, bis hin zu Geschichten mit starken Protagonist*innen, die sich weiterentwickeln und klare Grenzen setzen. 

Tipps und Hinweise

Social-Reading-Plattformen können Jugendliche inspirieren und Kreativität fördern. Auch das Zusammenfinden in Communities, in denen Nutzer*innen ähnliche Inhalte mögen und diese gemeinsam besprechen, kann ein Gefühl von Verbundenheit und Gemeinschaft schaffen. 

Dennoch können Jugendliche dort auf Inhalte stoßen, die nicht altersgemäß sind und ein verzerrtes Bild von Liebe und Beziehungen vermitteln. Wichtig ist deshalb eine aktive Begleitung ohne Verbote oder Stigmatisierung. Eltern oder pädagogische Fachkräfte können dazu beitragen, dass Jugendliche Medieninhalte reflektiert einordnen. Offene Gespräche darüber, wie gesunde Beziehungen aussehen und welche Darstellungen problematisch sein können, erleichtern es Jugendlichen einzuschätzen, wie sich Fiktion und Realität unterscheiden.