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Die App Lensa ist aktuell sehr beliebt. Überall im Internet und damit auch in den sozialen Netzwerken werden die, mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellten Bilder unter dem Hashtag #lensa geteilt. Gerade durch den Hype um die App und die eventuelle Nutzung durch Kinder und Jugendliche, hat sich webhelm die App einmal genauer angeschaut.

Was ist Lensa?

Lensa ist eine App zur Fotobearbeitung und Erstellung digitaler Kunstwerke. Sie wurde speziell für die Bearbeitung von Porträts und Selfies entwickelt. Auf den ersten Blick wirkt sie wie eine von vielen bereits existierenden Fotobearbeitungs-Apps auf dem App-Markt. So bietet sie verschiedene, teils klassische Bearbeitungstools an, – von Kontrast über Schärfe bis hin zu Farbtemperatur. Daneben können Falten kaschiert, Hintergründe ersetzt oder unerwünschte Objekte auf einem Foto entfernt werden. Wird jedoch noch einmal genauer hinter den Hype um Lensa geschaut, wird ersichtlich, dass die App aufgrund eines neuen Features so beliebt ist. Dieses nennt sich „Magic Avatars“. Es handelt sich dabei um die Möglichkeit, mithilfe von künstlicher Intelligenz Bilder erstellen lassen zu können.

Die App kann sowohl für Android als auch für iOS kostenlos heruntergeladen werden, ist dann jedoch nur eingeschränkt nutzbar. Für den „vollen“ Funktionsumfang muss ein Abonnement abgeschlossen werden. Dieses kostet 29,99 € im Jahr. Eine einwöchige Testphase ist inbegriffen, diese muss jedoch rechtzeitig gekündigt werden, wenn ein automatischer Übergang in ein kostenpflichtiges Jahresabo verhindert werden soll. Die Entwickler*innen der App begründen die Kosten damit, dass die neue Funktion „Magic Avatars“ eine hohe Rechenleistung erfordert. Für die alleinige Erstellung von Avataren wird nicht unbedingt ein Abo benötigt. Jedoch fallen, abhängig von der Anzahl der erstellen Avatare, Kosten zwischen 4,59 € (50 erstellte Avatare) und 8,99 € (200 erstellte Avatare) an.

Was macht die Funktion „Magic Avatars“ aus?

Mit dieser neuen Funktion können mithilfe der App einfache Selfies in virtuelle Avatare verwandelt werden. Diese werden in verschiedenen (künstlerischen) Stilen präsentiert. Teilweise ähneln die Bilder so dem von bekannten Kunstschaffenden. Das Ganze funktioniert mithilfe von künstlicher Intelligenz. Dafür wurde ein Algorithmus zur Verfügung gestellt, der zuvor mit Milliarden von online frei verfügbaren Bildern trainiert wurde. Der Algorithmus lernt somit aus Bildern, eignet sich deren Eigenschaften an und wendet diese auf neue Werke an. Dafür müssen in der App zehn bis 20 Selfies von ein und derselben Person hochgeladen werden. Diese sollten möglichst aus unterschiedlichen Posen, Blickwinkeln sowie mit verschiedenen Hintergründen und Lichtverhältnissen aufgenommen worden sein. Nach dem Hochladen der Selfies verarbeitet die App die Bilder und informiert ca. 20 Minuten später über deren Fertigstellung.

Als Ergebnis werden bis zu 200 erstellte Avatare präsentiert aus verschiedenen Kategorien, wie zum Beispiel wie „Sci-Fi“, „Comic“, „Anime“ oder Ähnliches. Manche Bilder sind stärker entfremdet als andere und manche wirken nur so, als wäre ein Filter über das Gesicht gelegt worden.

Zu beachten ist, dass die Ergebnisse nicht immer perfekt sind. Lensa selbst weist darauf hin, dass durch die Erstellung der Bilder mittels künstlicher Intelligenz Fehler oder Defekte aufkommen können. Es wird dazu aufgefordert, dieses Risiko zu akzeptieren. Zudem wird bei der Erstellung von solchen Bildern die Bestätigung des Alters „18 oder älter“ gefordert. Dieses kann ohne eine weitere Überprüfung einfach angeklickt werden.

Herausforderungen

Trotz des großen Hypes um Lensa gehen einige Herausforderungen mit der App einher. Ein Kritikpunkt liegt in der Tatsache, dass die Künstliche Intelligenz hinter der App eigentlich kostenlos und öffentlich zugänglich zur Verfügung steht. Die Entwickler*innen bedienen sich somit der Foto-KI „Stable Diffusion“ zur Berechnung der KI-Porträts. Lensa stellt lediglich die erforderlichen Rechenleistungen zur Verfügung, um Avatare erstellen zu können und verlangt dafür Geld.

Weiterführend gibt es einige Herausforderungen beim Datenschutz. Hier sagt Lensa selbst aus, dass die importierten Selfies direkt nach der Erstellung der Avatare wieder von den Servern gelöscht, lediglich „Gesichtsdaten“ wie die Position von Augen oder Mund gespeichert und keine Daten an Dritte weitergegeben werden. Daneben ist jedoch zu beachten, dass Lensa sich umfangreiche Rechte an den erstellten Bildern herausnimmt. So wird bei Nutzung der App zugestimmt, dass Lensa die erstellten Bilder nach Belieben verwenden, reproduzieren und bearbeiten darf.

Daneben erscheint das Urheberrecht fraglich. So kamen bereits Beschwerden von Künstler*innen auf, weil die KI teilweise mit ihren Bildern, die im Internet zur Verfügung stehen, trainiert und dadurch teilweise die individuellen Stile und Techniken repliziert, ohne dass die jeweiligen Künstler*innen einschreiten können. Außerdem berichten einige insbesondere weibliche Nutzende, dass die App Ergebnisse präsentiert, die leicht bekleidete sexualisierte Avatare zeigen, ohne dass solche hochgeladen wurden.

Theoretisch können mit der App auch virtuelle Avatare mit den Bildern anderer erstellt werden. Dies ist ohne das Wissen und Einverstädnis der anderen  Person möglich. Vor allem das Darstellen der virtuellen Avatare in unangemessenen Posen stellt eine Herausforderungen dar.

Tipps und Hinweise

Aufgrund der Präsentation von teils sexualisierten Avatar-Darstellung, die gegebenenfalls nicht jugendfrei sind, empfiehlt sich diese App (aktuell) nicht zur Nutzung durch Kinder und Jugendliche. Auch die Herausforderung von In-App-Käufen kann zur Herausforderungen für Kinder und Jugendliche werden.

Wenn Kinder und Jugendliche den Wunsch äußern, die App Lensa nutzen zu wollen, gilt es Themen wie Datenschutz und Urheberrecht gemeinsam zu besprechen. Hierbei sollte deutlich gemacht werden, dass die eigenen, erstellten Bilder in der App nicht geschützt sind und das Urheberrecht gegenüber Künstler*innen nicht beachtet wird. Stattdessen können den Kindern und Jugendlichen alternative Fotobearbeitungs-App angeboten werden. Eine Auswahl findet sich hier.

Erstellt am 19.12.2022