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Ein Selfie vor der Amalfiküste, Bilder von der Reise nach Dubai oder vom Surfurlaub in Portugal – Im Mittelpunkt des Contents von Travel-Influencer*innen stehen ihre Reisen und Erlebnisse. Ihre Follower*innen verfolgen die Erfahrungsberichte der Creator*innen und lassen sich von den Inhalten für ihre eigenen Reisepläne inspirieren. Doch auf Instagram, TikTok und Co. ständig mit dem aufregenden Leben der Travelinfluencer*innen konfrontiert zu sein, birgt auch einige Herausforderungen.  

Faszination Travelinfluencer*innen 

Travel-Content ist auf Social Media in einer äußerst großen Bandbreite verfügbar. Man könnte sagen, dass verschiedene Influencer*innen mit ihren Inhalten unterschiedliche Subkategorien bespielen. So gibt es beispielsweise Creator*innen, die vorwiegend luxuriös reisen, während andere sich darauf fokussieren mit möglichst wenig Budget um die Welt zu touren. Unabhängig davon welcher Unterkategorie sie angehören, zeichnen sich die Inhalte der Travelinfluencer*innen meist dadurch aus, dass sie ihre Follower*innen auf ihre Reisen „mitnehmen“ und ihnen das Gefühl vermitteln hautnah dabei zu sein. Gerade junge Nutzer*innen verfolgen mit Begeisterung wie ihre Lieblings-Creator*innen bekannte Reiseziele oder versteckte Orte entdecken und dies in ihren Inhalten dokumentieren. Der aufregende Lebensstil der Influencer*innen ist dabei für die Jugendlichen häufig überaus faszinierend und dient teilweise auch als Projektionsfläche für eigene Wünsche und Sehnsüchte. Darüber hinaus kann der Content informativ sein, wenn die Influencer*innen interessante Fakten zu den Ländern und Kulturen teilen oder die Jugendlichen inspirieren auch selbst auf Reisen zu gehen.  

Mögliche Herausforderungen 

Inhalte, die das Thema Reisen betreffen, sind auf Social Media weit verbreitet – und das sogar häufig auch im eigenen Umfeld der Jugendlichen. Denn nicht nur Influencer*innen mit großen Reichweiten, inszenieren ihre Reisen. Auch Alltagsnutzer*innen, also zum Beispiel Freund*innen der Jugendlichen, teilen Fotos und Videos aus dem letzten Urlaub. Gerade dann, wenn die oft perfekt wirkenden Inhalte von Freund*innen oder Mitschüler*innen stammen, können sie dazu führen, dass die Jugendlichen das eigene Leben damit vergleichen. Sollten finanzielle Umstände oder der eigene Alltag (Schule, Arbeit, Ausbildung) es den Jugendlichen nicht erlauben selbst zu verreisen, kann dieser Vergleich mit den Reise-Highlights des eigenen Umfelds frustrierend sein. Außerdem entsteht so möglicherweise der Eindruck, nur dann „mithalten“ zu können, wenn die Jugendlichen ähnliche Reisen vorzuweisen haben. Dies kann ein Gefühl von sozialem Druck erzeugen. Zudem sorgt die ständige Abrufbarkeit der Inhalte auf den Plattformen dafür, dass diese Eindrücke die Jugendlichen sie jederzeit begleiten. Weiterhin können die Inhalte der Travelinfluencer*innen, die scheinbar jederzeit Aufregendes erleben und um die Welt reisen, unrealistische Erwartungen an das eigene Leben kreieren.  

Problematisch wird es insbesondere dann, wenn die Creator*innen ihren eigenen Lebensstil nicht nur präsentieren, sondern und ihn als allgemein erreichbar darstellen und dabei suggerieren, dass es lediglich eine Frage des individuellen Willens sei.  

Hierbei werden strukturelle Unterschiede bezüglich finanzieller Mittel und anderer Ressourcen (z.B. Zeit) allerdings völlig ausgeblendet. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass Travelinfluencer*innen mitunter nur äußerst intransparent offenlegen, welche monetären Verflechtungen ihrem Content zugrunde liegen. Denn nicht selten werden Creator*innen gezielt von Ländern engagiert, um in ihren Inhalten auf deren Vorzüge sowie Sehenswürdigkeiten aufmerksam zu machen und so den Tourismus in der Region zu fördern. Solche Kooperationen sind gerade dann bedenklich, wenn die Partnerländer die Glaubwürdigkeit und Reichweite der Creator*innen nutzen, um Missstände zu verschleiern. Für Jugendliche ist dies jedoch teils schwer zu durchschauen, weshalb sie möglicherweise dem unkritischen Bild, welches die Creator*innen von den Ländern zeichnen, Glauben schenken.  

Grundsätzlich stellt sich gerade bei Travel-Content häufig die Frage nach der Authentizität der Inhalte. Fotos und Videos sind oft bearbeitet, mit Filtern versehen oder in den bestmöglichen Momenten aufgenommen worden. Auch zu den Umständen der Reise wissen die Follower*innen meist nicht viel – also ob der Urlaub beispielsweise gesponsort ist oder die Creator*innen dafür ihr Erspartes ausgegeben haben. Zudem kommt es häufig vor, dass Inhalte von derselben Reise immer wieder gepostet werden, um den Anschein zu erwecken, dass die Creator*innen ständig unterwegs sind. 

Tipps und Hinweise

Für pädagogische Fachkräfte und Eltern ist es zunächst wichtig zu verstehen, weshalb die Jugendlichen von den Inhalten der Travelinfluencer*innen fasziniert sind. Im gemeinsamen Gespräch kann dann zum Beispiel darüber reflektiert werden, inwiefern der Lebensentwurf der Creator*innen für die Jugendlichen realistisch ist und ob sie ihn bei näherer Betrachtung tatsächlich für sich selbst wünschenswert fänden. Außerdem sollten die Jugendlichen dahingehend geschult werden, die Echtheit der Inhalte stets zu hinterfragen. Darüber hinaus ist es sinnvoll dafür zu sensibilisieren, dass die Influencer*innen nicht selten aufgrund von finanziellen Verflechtungen oder um generell ein stets positives Bild zu wahren, in ihren Inhalten eher weniger von negativen Erlebnissen berichten.