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Auch wenn viele Eltern es womöglich nicht wahrhaben wollen: Der Konsum von Pornografie gehört für viele Jugendliche zur alltäglichen Mediennutzung. Die Nutzung kann auf sehr unterschiedliche Arten erfolgen; neben dem gezielten Konsum von Pornografie kommen Jugendliche auch unbewusst durch Werbung, Suchmaschinen oder Freund*innen damit in Berührung. Besonders durch die nahezu freie Zugänglichkeit von Pornografie im Internet gibt es für Jugendliche so gut wie keine Hürden, um an pornografische Inhalte zu gelangen.

Warum konsumieren Jugendliche Pornos?

Die sexuelle Erregung stellt nur eines von mehreren Nutzungsmotiven dar, wenn es um Pornokonsum geht. So spielt auch Neugierde für viele Jugendliche eine wichtige Rolle: Bereits in der Kindheit entwickelt sich ein gewisses Bild von Sexualität. Durch den Konsum von Pornografie versuchen Jugendliche dieses Bild zu konkretisieren und zu verifizieren. Die in Pornografie dargestellte Sexualität bietet dabei meist einen starken Kontrast zur vorsichtigen und gegebenenfalls tabuisierten Darstellug von Sexualität im Zuhause. Weitere Nutzungsmotive können zudem das Mitreden wollen in einer Gruppe, Orientierung oder das Gefühl, für eine gewisse Situation vorbereitet sein zu müssen, sein.

Allerdings sind pornografische Inhalte häufig mit Vorsicht zu genießen, da sie Jugendliche auch überfordern oder realitätsferne Vorstellungen begünstigen können. Oft werden in Pornofilmen sehr einseitige Rollen- und Körperbilder vermittelt, die vor allem junge Menschen verunsichern können. Umso wichtiger ist es, jungen Menschen zu vermitteln, dass das, was in Pornofilmen gezeigt wird, zur Anregung dienen soll, aber mit der Realität gegebenenfalls nur bedingt vergleichbar ist.

Pornografie und Sexualität als schambehaftetes Thema

Während im Kindesalter Fragen seitens der Kinder meist noch ohne Scham und Hemmungen gestellt werden, schlägt dies im Jugendalter bei den meisten zum Gegenteil um. Das kann daran liegen, dass Jugendliche Sorgen haben, mit Fragen etwas über sich selbst (bzgl. Konsum oder eigene Interessen) preiszugeben. Aber auch die Angst vor Reaktion und Bevorundung seitens der Eltern oder Pädagog*innen kann dabei eine Rolle spielen. Doch auch die Erziehungsberechtigten selbst hegen oft Scham oder wollen nicht wahrhaben, dass das eigene Kind mit pornografischen Inhalten in Berührung kommt. Viele sind überfordert und wissen nicht, wie sie mit dem Thema umgehen sollen, was dazu führen kann, dass das Thema in der Familie gänzlich ignoriert wird. Dabei ist es wichtig, dass Jugendliche dazu befähigt werden, Medieninhalte eigenständig zu beurteilen und die Chancen und Risiken der Nutzung zu erkennen.

Tipps und Hinweise

Im folgenden soll darauf eingegangen werden, wie Eltern und pädagogische Fachkräfte am besten das Gespräch mit Jugendlichen suchen können.

Zunächst ist es wichtig zu beachten, dass es wenig Sinn hat, Jugendlichen ein Gespräch aufzudrängen oder sie in eine Ausfrage-Situation zu bringen. Vielmehr sollten sich Erwachsene als Unterstützungsangebot bei Fragen und Unsicherheiten verstehen. Dafür gilt es, ein Setting zu schaffen, dass ermuntert Fragen zu stellen. Sollten Fragen allerdings überfordern und in einer unerwarteten Situation kommen, sollten Eltern oder Fachkräfte entspannt bleiben, sodass der*die Jugendliche nicht das Gefühl bekommt, etwas falsch gemacht zu haben. Wenn sich der*die Erwachsene überrumpelt fühlt, kann es hilfreich sein, sich kurz etwas Zeit zum Nachdenken zu nehmen und die Frage zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzugreifen. Bei jüngeren Kindern sollte darauf geachtet werden, sich auf die gestellten Fragen zu konzentrieren und die*den Fragesteller*in nicht mit zusätzlichen Informationen zu überfordern.

Auch kann es helfen zu verstehen, welche Emotionen hinter Fragen stecken. Handelt es sich dabei um Neugier, Verunsicherung oder gar Angst oder Ekel? Jede*r Jugendliche hat einen individuellen Zugang zum Thema Sexualität, weshalb auch der geeignete Zeitpunkt für ein Gespräch variieren kann. Wichtig ist jedoch, beim Thema Pornografie nicht perse von einer schädigenden Wirkung auszugehen und darauf zu verzichten zu moralisieren. Hierbei kann es Hilfreich sein, sich auch als Elternteil oder Pädagog*in darüber im klaren zu sein, wie eigene Einstellungen und Einflüsse das Gespräch mit Jugendlichen beeinflussen können. Zuletzt ist das Thema Konsens auch im Kontext von Online-Pornografie ein wichtiger Punkt. Hier gilt es, Jugendlichen darin zu bestärken „Nein“ zu sagen, wenn Ihnen ungefragt pornografische Inhalte gezeigt oder weitergeleitet werden.

Erstellt am 06.02.2024