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Smartphones sind aus dem Familienalltag nicht mehr wegzudenken: Sie organisieren Termine, liefern Unterhaltung und bieten Kommunikation über Entfernungen hinweg. Gleichzeitig stören sie oft Momente, die wichtig für das familiäre Zusammenleben sind. Dieses Phänomen nennt sich Technoference. 

Was bedeutet Technoference? 

Unter Technoference versteht man Unterbrechungen in Kommunikation, Interaktionen oder gemeinsam verbrachter Zeit, die durch digitale Geräte ausgelöst werden. Meist handelt es sich dabei um Smartphones, deren Benachrichtigungen Aufmerksamkeit einfordern. Aber auch Smartwatches, Tablets oder andere digitale Medien können Ursachen solcher Unterbrechungen sein. Besonders häufig entsteht Technoference, wenn Anrufe oder Nachrichten – mit vermeintlich hoher Dringlichkeit – dazu führen, dass das Handy der offline Interaktion vorgezogen wird.  

Ein verwandter Begriff ist “Phubbing” (phone snubbing), welches das gezielte Abwenden seines Gegenübers zugunsten des Smartphones beschreiben soll. Während Phubbing ein konkretes Verhalten beschreibt, umfasst Technoference allerdings alle technikbedingten Störungen in zwischenmenschlichen Beziehungen. 

Welche Auswirkungen kann Technoference haben? 

Von Parental Technoference (deutsch: elterlicher Technik-Interferenz) spricht man, wenn solche Unterbrechungen im direkten Kontakt zwischen Eltern und Kindern auftreten, etwa beim Spielen, gemeinsamen Essen oder vor dem SchlafengehenStudien zeigen, dass häufige Ablenkungen die Aufmerksamkeit und Reaktionsbereitschaft der Bezugspersonen verringern können. Treten die Unterbrechungen der gemeinsamen Zeit über einen längeren Zeitraum immer wieder auf, kann das weitreichende Folgen für Kinder haben: Sie fühlen sich weniger wichtig als das digitale Gerät, was sich negativ auf Selbstwert, emotionale Sicherheit und die Eltern-Kind-Bindung auswirken kann. Auch Hinweise auf stärkere Einsamkeit, soziale Sensibilität und Verhaltensprobleme wurden nachgewiesen. Kinder können darüber hinaus anfälliger für Wutanfälle, Frustration und Ungeduld werden, wenn sie ständig von der Technologie unterbrochen werden. Langfristig kann ein solches Muster sogar das Risiko erhöhen, dass Kinder später selbst problematische Mediennutzungsgewohnheiten entwickeln. 

Wie kann Technoference reduziert werden? 

Digitale Medien können den Alltag bereichern, dennoch ist ein bewusster Umgang wichtig. Daher wird empfohlen, feste Zeiten im Tagesablauf einzuplanen, in denen gemeinsame Familienaktivitäten stattfinden. Entscheidend ist dabei weniger die Dauer, sondern die Qualität der gemeinsamen Zeit. Während der gemeinsamen Momente sollten Smartphone, Laptop und andere Geräte beiseitegelegt werden, damit volle Aufmerksamkeit füreinander möglich ist. Gemeinsames Spielen, Erzählen, Erleben und Bewegen stärkt nicht nur die kindliche Entwicklung, sondern auch das familiäre Miteinander. Hilfreich kann zudem sein, bestimmte Räume, wie etwa Esszimmer oder Schlafzimmer, als technikfreie Zonen zu definieren. In diesen Bereichen nutzen Familienmitglieder dann bewusst keine digitalen Geräte. So wird sichergestellt, dass Mahlzeiten, Gespräche oder die Zeit vor dem Schlafengehen ungestört bleiben und persönliche Interaktionen in den Mittelpunkt rücken. 

Tipps und Hinweise

Technoference ist ein weit verbreitetes Phänomen mit spürbaren Auswirkungen auf Aufmerksamkeit, Bindung und das alltägliche Miteinander in Familien. Gleichzeitig wäre es unrealistisch zu erwarten, dass Eltern ständig perfekt handeln oder nie auf ihr Smartphone blicken, während ihre Kinder in der Nähe sind. Entscheidend ist jedoch, einen bewussten Umgang zu finden, der gemeinsame Zeit schützt. Feste Rituale, handyfreie Zonen und klare Regeln zur Gerätenutzung, für Kinder wie für Erwachsene, können helfen, digitale Unterbrechungen zu reduzieren. Gleichzeitig kann eine gemeinsam genutzte Bildschirmzeit, etwa durch Filme, Lern-Apps oder gemeinsame Spiele, sogar Verbundenheit schaffen. Wichtig ist vor allem, dass Kinder erleben, dass ihre Bedürfnisse grundsätzlich Vorrang haben und sich nicht dauerhaft hinter digitalen Geräten anstellen müssen.